Cuneo, Anne: Zaïda

Originaltitel: Zaïda : Fragments d’une vie
Verlag:
Insel
erschienen:
2014
Seiten:
414
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
345836059X
Übersetzung:
Erich Liebi

Klappentext:

Zaïda de Vico ist eine außerordentliche Frau. Schön, abenteuerlustig, mutig, selbstbewusst, emanzipiert. 1859 in eine englische Adelsfamilie geboren, verstößt sie schon als junges Mädchen gegen alle Konventionen. Eine frühe Liebesheirat hält sie nicht davon ab, in Zürich Medizin zu studieren und ihren Beruf später in Florenz und Mailand mit großem Engagement auszuüben. Da ist sie bereits mit ihrem zweiten Mann und Vater ihrer zwei Söhne verheiratet. Mit ihrem dritten Mann – wie sie in der Resistenza gegen den Faschismus – flüchtet sie am Vorabend des Zweiten Weltkriegs nach Zürich, wo die beiden sich zu Psychoanalytikern ausbilden lassen, in der Überzeugung, sich damit für eine bessere Welt einzusetzen. Ein pralles Leben lang liebt Zaida, leidenschaftlich und bedingungslos: Ihre Männer, ihre Söhne, ihren Beruf, die Menschen. Am Ende ihres Lebens, über hundert Jahre alt, schreibt sie ihre Geschichte auf. Eine Hymne an das Leben und an die Liebe.

Rezension:

Wenn ich Verlagsvorschauen studiere und ein Buch von einem französischen Autor sehe, blättere ich meist weiter. Ich stehe einfach mit ihnen auf Kriegsfuß. So war es ein großes Glück sowohl für die Autorin Anne Cuneo, als auch für mich, dass mir erst während des Lesens von „Zaïda“ auffiel, dass es sich um eine französische Autorin handelt. Mir wäre wohl ein wunderbares Buch entgangen.

Bereits nach wenigen Seiten hatte mich Cuneos wunderbarer Schreibstil gefangen genommen, obwohl ich eigentlich vom Prolog ein bisschen überfordert wurde. Namen über Namen und Verwandtschaftsverhältnisse bis zur gefühlten Steinzeit, machen den Einstieg nicht gerade leicht, aber ich beschloss einfach weiter zu lesen. Glücklicherweise entwirrt sich dann alles ganz schnell, denn der Roman macht einen Sprung in die Vergangenheit und beginnt mit Zaïdas behüteter Jugend.

Von der ersten Sekunde an, habe ich mich in die warmherzige und ungezwungene Protagonistin verliebt. Obwohl reich und adelig, ist sie frei von jeglicher Arroganz, dafür aber gesegnet mit einem ausgeprägten Willen nach Freiheit, Selbstbestimmung und Mitgefühl. Cuneo hält sich auch nicht lange mit Geplänkel auf, sondern lässt Zaïda höchst ungebührlich in eine heftige Verliebtheit stürzen, die nach wenigen Tagen in eine Ehe mündet. Tatsächlich lieben sich Zaïda und ihr Ehemann Basil auf so verzehrende Weise, dass ich bei jedem Liebesroman genervt aufgestöhnt hätte. Kitschig und unrealistisch würde ich es im Normalfall finden, aber hier zeigt sich wohl der Unterschied zwischen reiner Unterhaltung und anspruchsvoller Literatur.

Irgendwie schafft es Cuneo das Paar so lebendig und real zu zeichnen, dass nichts an ihren Gefühlen überbordend und künstlich wirkt. Sie sind einfach zwei Menschen, die anscheinend zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort waren und die sich auf unvergleichliche Art und Weise ergänzen. Fast atemlos folgt man von da an Zaïdas Leben voller Liebe, Drama, Glück, Trauer und Freude. Eingebettet ist das Geschehen dabei in die Weltgeschichte mehrerer Jahrzehnte, die die Protagonistin manchmal mehr, manchmal weniger betreffen und deswegen verschieden stark Einfluss auf die Handlung nehmen.

Manchmal hätte ich mir noch mehr Detail gewünscht. Zum Beispiel wenn es um Zaïdas Ausbildung zur Ärztin geht. So wirkt es trotz der Zeit, in der sie gelebt hat und in der es fast unmöglich war als Frau Medizin zu studieren, doch irgendwie gar nicht so schwer. Aber das ist erstens Jammern auf ganz hohem Niveau und zweitens liegt es wohl in der Natur der Sache einer wenn auch fiktiven Autobiographie, dass die entsprechende Person selektiert und vermeintlich Unwichtiges für sich selbst weglässt.

Für Leser, die einen gut geschriebenen Schmöker zu schätzen wissen, ist „Zaïda“ sicherlich ein absoluter Geheimtipp!

Note: 1-

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