Interview mit Brigitte Riebe

Interview mit Brigitte Riebe



Veröffentlichungen:

  • Palast der blauen der Delphine (1994)
  • Pforten der der Nacht (1998)
  • Schwarze Frau vom Nil (2000)
  • Isis (2001)
  • Straße der Sterne (2003)



Können Sie uns ein wenig von Sich erzählen? Ihre Familie, Hobbys, etc.?
Bin eine waschechte Münchnerin mit frühem Drang zu weiten Reisen und fernen Kulturen: Nordafrika, Ägypten, Asien, ein bisschen USA und immer wieder Mittelmeerraum ...
Hobbys: lesen, Lesen und noch mal Lesen ...
Zum 2.Mal und jetzt sehr glücklich verheiratet; und meine Katze Luna!

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen? War das ein Kindheitstraum?
Bin, glaube ich, schon als Geschichtenerzählerin geboren worden. Jedenfalls gibt es Stories, wie ich mit 5 am Steg saß, Märchen (die meiner Märchenplatten) erzählte, um mich herum eine Schar viel älterer Kinder, die zuhörte ... mit 8 habe ich meinen ersten Roman "Das Fürstenkind Bambi" in ein Schulheft geschrieben (existiert noch); 1/2 Jahr später "Schneeweißchen und Rosenrot" szenisch fürs Klassenzimmer aufbereitet; in der 4. Klasse kleine Einakter über "Schutzsterne" geschrieben und aufgeführt...
Dann Abitur (bis dahin kleine Kurzgeschichten und 2 abgebrochene Romanversuche - nie mehr als bis zu Seite 70, die bis heute jedes Mal eine inner Zäsur für mich geblieben ist!), danach Studium, Promotion. BRUCH mit allen Schreibenversuchen und Hinwendung zur Wissenschaft. Auf das ernst gemeinte Angebot einer Assistentenstelle und Beginn einer Uni-Karriere Flucht meinerseits ins "wirkliche Leben": Redakteurin, Lektorin von Nina Hagen bis Alberto Moravia (der war echt strange!) - und plötzlich war das Schreiben wieder da. Erst "nebenbei", was schwierig war bei meiner Tätigkeit als Cheflektorin bei Bertelsmann und dann habe ich den Sprung gewagt (Ende 1990 mit einem 3/4 fertigen Romanmanuskript "Palast der blauen Delphine" - kennen Sie den eigentlich? -, den ich danach noch einmal ganz von vorn begonnen habe. Eine Entscheidung, die ich niemals bereut habe ...

Die Frage, die ich jeder deutschen Autorin stelle: wie schwer war es einen Verlag zu finden und wie schätzen Sie überhaupt Chancen für deutschen Autoren ein? Wird es besser oder verlassen sich die Verlage immer noch zu sehr auf Einkäufe von internationalen Bestsellern?
Nie war es so einfach für deutsche Autoren wie heute - und dennoch ist es alles andere als einfach, einen Verlag zu finden. Bei mir was es ganz besonders schwer, weil viele einstige "Kollegen", wie ich schmerzlich erfahren musste, ganz und gar nicht bereits sind, einen zu fördern, der die Seiten wechselt...
Dran bleiben, durchbeißen, Geduld haben. Inzwischen gibt es jede Menge guter Agenten für deutsche Autoren. MeinTipp: mit einem Manuskript sich dort zeigen, Rat einholen und darauf hören, was so ein Agent sagt. Ist die erste Realitätsprüfung!

Sie haben in Geschichte promoviert und haben als Lektorin gearbeitet. Wie kam es dazu, das Sie selber schreiben wollten? War der Beruf als Lektorin eine Hilfe?
Einmal Lektor, immer Lektor... so sagt man. Und irgendwie ist auch was Wahres dran. Ich kann nie so viel von einem Verlag erwarten, wie andere "normale" Schreiber, weil ich die internen Abläufe einfach zu gut kenne. Aber beim Schreiben muss man den Lektor schon wegpacken, weil man nicht gleichzeitig schöpfen und zensieren kann.
Ich weiß natürlich viel über Verträge etc., da kann mir niemand etwas vormachen (was die Verlage manchmal auch hassen!), aber schreiben ist dennoch etwas ganz anderes...

Sie schreiben außerdem Krimis. Einmal zusammen mit Kerstin Cantz und dann auch alleine unter Ihrem Pseudonym Lara Stern. Wie kam es zu diesem Pseudonym und wie schreibt man eigentlich zu zweit einen Roman? Ich stelle mir das schwierig vor.
Ich wollte schon immer mehrere Identitäten haben - Sie nicht? Außerdem stehe ich da in einer großen literarischen Tradition, in die ich mich gern einreihe ... Stern ist der Mädchenname meiner Urgroßmutter (gehört also in die weibliche Familienlinie) und hat mir immer schon besonders gut gefallen. Und weil meine "Schreibe" beim Krimi ganz anders ist, fand ich diese Idee auch sehr schön...
Meine Partnerschaft mit Kerstin Cantz ist ein echter Glücksfall - und ich habe damit auch noch eine wunderbare Freundin gewonnen. Ursprünglich brachte uns eine Agentin zusammen, weil ich auch erste Kontakte zum Drehbuchschreiben ausgestreckt habe (und Kerstin vom Drehbuch her kommt). Und dann las ich einen kurzen Prosatext von ihr und wusste, die muss Romane schreiben!
Wir begannen mit einer ihrer Ideen und entwickelten daraus Natascha Morgenthaler, die nun ermittelt. 2. Krimi "Muss denn Liebe tödlich sein" kriegen Sie in wenigen Wochen, den 3. schreiben wir nächstes Jahr. Unsere Vorgehensweise: Wir "plotten" machen einen szenischen Aufriss (kapitelweise) und verteilen die Kapitel nach Neigung oder einfach nacheinander ...
Dann schreibt die eine und die andere geht drüber und dann wieder die andere und wieder ... Es wird gefeilt, bis wir zufrieden sind ...

Was schreiben Sie lieber? Historische Romane oder Krimis?
Historische Romane sind Marathons, Krimis eher Mittelstreckensprints. Aber man lernt sehr viel beim Krimischreiben: auf den Punkt, das Ende hin zielen. Außerdem finde ich, dass die Zeit des Bildungsbürgerromans ziemlich vorbei ist. Auch die Liebhaber historischer Romane haben es gern, wenn der text spannend ist. Ordentlich "suspense" ist also eine prima Zutat für historische Romane. Und wenn man - wie ich gerade - wieder einen neuen historischen Roman "aufspannt" der 500 und mehr Manuskript-Seiten haben wird, sehnt man sich nach Übersichtlichkeit eines Krimis...

Können Sie uns einen kleinen Ausblick auf kommende Romane geben? Woran schreiben Sie gerade?
Schreibe gerade an "Die sieben Monde des Jakobus" - Jakobsweg 300 Jahre später zur Zeit der Reformation. Die Nachfahren Blancas/Pilars, aber auch Diegos ("Die Straße der Sterne"): Die einen sind Drucker geworden (Papierthema geht weiter!): Die junge Witwe Clara lebt mit ihrem Sohn Jakob im Genf Calvins, ist aber heimlich katholisch geblieben. Als Jakob von seinem neidischen Onkel als Kinderhexe angezeigt wird, brachen die beiden auf... Und auch der böse Diego hat sich fortgepflanzt: einer seiner Nachkommen ist mit Pizarro nach Peru gesegelt; sein Spross mit einer Indianerin wiederum kehrt nach Santiago zurück und kann als ein Wesen zweier Welten keine innere Ruhe finden. In seinem Besitz befindet sich der eine der Ringe... Clara hat der anderen... Nun wandern die beiden auf einander zu ...
Möchte diese beidem Romane gerne mit einem 3. als Trilogie abschließen, der dann im Amsterdam spielt, gute 100 Jahre später, im Barock zur Zeit des Tulpenwahns...
Danach kommt noch eine mal Ägypten: Echnaton, erzählt aus der Perspektive seiner Zweitfrau Kija, die aus dem heutigen Irak stammt...
Bei den Krimis: Natascha Morgenthaler Nr. 3 "Love me deadly" - wird so gefährlich, wie es klingt (zusammen mit Kerstin Cantz).
Und eine Neuheit, die sich Riebe/Cantz ausgedacht haben, eine HC-Reihe unter dem Titel "Heilen und Morden": historische Kriminalromane, unser erster "Die Hebamme"...

Ihre Sina-Teufel-Romane unter dem Pseudonym Lara Stern wurden teilweise verfilmt. Wird es weitere Verfilmungen geben - vielleicht auch einmal eine Verfilmung ihrer historischen Romane? Wie stehen Sie überhaupt zu Verfilmungen? Ist es schwierig sein "Baby" in die Hände eines Drehbuchautors und Regisseurs zu geben?
Verfilmung ist so ein weites Feld, das müssten wir einmal gesondert besprechen. Aber die Fernsehwelt verändert sich gerade so dramatisch, dass alle Aussagen sehr schnell überholt sind. Mit Kerstin Cantz an der Seite erhoffe ich mir, Projekte durchzubekommen - und so, wie wir es mögen ... Für "Die Hebamme" gibt es da schon eine sehr interessante Perspektive ...

Haben Sie Lieblingsautoren oder Lieblingsbücher?
Meine Lieblingsautoren: Mankell, Barbara Vine, Irwing, Flaubert, Anita Shreeve, Feuchtwanger, Heinrich Mann, van de Weetering und viele, viele mehr ....

Vielen Dank für das Interview!
Ich hoffe, Sie können etwas damit anfangen.
Alles Liebe und bis bald
Ihre Brigitte