Wild, Meredith: Hardwired – verführt

Band 1 Hardwired Serie

Originaltitel: Hardwired
Verlag:
LYX
erschienen:
2016
Seiten:
352
Ausgabe:
Klappenbroschur
ISBN:
3736301243
Übersetzung:
Freya Gehrke

Klappentext:

Erica Hathaway ist tough und klug. Sie musste früh lernen, was es bedeutet, auf eigenen Beinen zu stehen. Als sie für ihr Internet-Startup einen Investor sucht, trifft sie auf Blake Landon. Blake ist sexy, mächtig und geheimnisvoll – und er schmettert ihre aufwändig vorbereitete Präsentation, ohne mit der Wimper zu zucken, als uninteressant ab. Erica ist außer sich vor Wut. Und doch fühlt sie sich auf magische Weise zu Blake hingezogen. Je mehr Erica über den Self-Made-Milliardär erfährt, desto deutlicher wird, dass er gute Gründe für seine Entscheidung hatte. Und obwohl sie spürt, dass sie besser die Finger von Blake lassen sollte, gibt sie sich ihrem Verlangen hin …

Rezension:

Ich und die Erotik-Literatur sind jetzt nicht so die allerbesten Freunde. Die guten Romane, die ich in diesem Genre gelesen habe, kann ich an einer Hand abzählen und mittlerweile habe ich es eigentlich aufgegeben. „Hardwired“ ist mir natürlich in den sozialen Medien aufgefallen und auch im Buchladen, denn es glänzt in seinem goldenen Gewand und fühlt sich haptisch mit seinem Lackcover nett an. Dennoch hatte ich es eigentlich bereits nach dem Klappentext in die Kategorie „lass das mal andere Leute kaufen“ eingestuft. Tja, bis ich dann vor einigen Wochen eine Lovelybox gewonnen hatte, in der unter anderem dieses Buch steckte. Und wie heißt es so schön, einem geschenkten Gaul, schaut man nicht  ins Maul.

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Und nun, nach 352 Seiten weiß ich, hätte ich das Buch doch einfach auf den SUB gepackt und es dort vergessen. Wir nehmen mal wieder einen reichen Geschäftsmann. Selbstredend höllisch sexy und ein Kontrollfreak, weil solche Protagonisten sind ja in den letzten Monaten noch nie in einem Buch vorgekommen. Muss echt unbedingt mal jemand drauf kommen. Wird der Hit! Die Dame des Herzens ist natürlich wunderschön, klug, gebildet und trotzdem devot, wenn es denn sein muss. Verdammig, auch das hab ich ja echt noch nie gelesen. Ich bin überwältigt vom Ideenreichtum der Autorin. Autsch, jetzt hab ich mir den Zeh an so einem komischen Taschenbuch gestoßen. Mal sehen… „Shades of Grey“ … hm… noch nie von gehört. Vielleicht sollte ich das mal lesen, anstatt es nur als Türstopper zu benutzen.

Ernsthaft Leute, wie oft kann man seichten Schmu ohne Sinn und Verstand schreiben, verkaufen und ja auch lesen? Und nein, Erica Hathaway ist keine gestandene Geschäftsfrau mit Durchsetzungsvermögen. Jedenfalls nicht mehr, als sie Blake trifft, der aus der  toughen jungen Frau direkt mal ein Mäuschen macht und sie ist sogar so blöd, dass sie es gar nicht merkt. Der Typ mischt sich in ihr Leben ein, bestimmt wo sie wohnt, gibt ihr Kohle für ihre total bescheuerte Online-Mode-Community. Herr im Himmel! Und dann verlieben sie sich ineinander und man weiß irgendwie gar nicht wieso. Es gibt kein Ereignis (also außer Sex) oder Gemeinsamkeiten oder ein Gespräch, wonach man annehmen könnte, da haben sich zwei gefunden, die zusammen gehören. Nun gut, dazu hätte man den Protagonisten natürlich auch etwas mehr Merkmale als Bleistiftröcke und sexy Lächeln geben müssen.

Erica, die übrigens die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt, ist einfach unglaublich langweilig. Gerade fertig studiert, hat sie natürlich die mega Startup Idee, für die sie ganz doll viel schuften muss. Komischerweise hat sie im Buch andauernd Zeit für irgendwelche Dinge. Aber wer fragt schon danach. Sie und auch Blake haben null Charisma, keine Ecken und Kanten und keine Persönlichkeit. Ich habe in diesem Buch nirgendwo so etwas wie Warmherzigkeit oder Verliebtheit gespürt. Es war einfach nur eine billig heruntergeschriebene Romanze. Eben die Art von Literatur, die sich momentan verkauft wie geschnitten Brot. Ach ja, Erica hat natürlich auch ein dunkles Geheimnis. Nehmt das. was euch als erstes bei einem Erotikroman in den Sinn kommt und ihr habt es … :roll:

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So und dann noch das, weswegen Frau dieses Buch überhaupt liest. Nein, nicht wegen der schönen Adjektive und dem hübschen Setting, sondern wegen den ach so tollen Bettszenen, die hier aber so prickelnd daher kommen, wie eine Flasche abgestandener Asti Spumante. Kennste eine, kennste alle. Während die Dame des Hauses von einem Höhepunkt zum nächsten gebracht wird, wartet man darauf, dass der ach so ausdauernde Blake auch mal an die Reihe kommt, damit endlich das Kapitel zu Ende ist.

Das Ganze ist so unglaublich uninspiriert geschrieben, mit einem ganzen Haufen von Figuren, die fernab jeglicher Realität sind, dass es einem die Schuhe auszieht. Den Vogel schießt noch Ericas Freundin ab, die sich willenlos Blakes durchgeknalltem Bruder hingibt. Einige Leserinnen sollten mal bei wikipedia unter „Hörigkeit“ nachschlagen. Leidlich flüssig geschrieben ist das Buch, weswegen ich es trotz Haareraufens nach zwei Abenden durchgelesen hatte. Es ist besser geschrieben als E.L. James Bestseller „Shades of Grey“, aber um diesen zu unterbieten, muss man sich auch wirklich anstrengen. Apropos ein bisschen Hausfrauen S/M hat „Hardwired“ auch noch auf Lager. Bei mir führte das zu einem Lachanfall, als Blake plötzlich aus heiterem Himmel seinen inneren Christian Grey gefunden hatte (seine innere Göttin schwenkte womöglich Pompons oder so). Ich befürchte aber die Autorin wollte mit diesen Szenen andere Gefühle als einen Lachflash beim Leser hervorrufen.

Es ist wie im wahren Leben – hinter einer schönen Fassade, ist manchmal nur hohles Geschwätz. Wer das mag, soll damit glücklich werden. Alle anderen, sollten 12,99 Euro besser anders investieren. Das Ganze wird sich nämlich über sage und schreibe 5 (!!!) Bände hinweg ziehen. Ich kann mir schon vorstellen, was da noch so vorkommen wird. Die ach so schlimme Vergangenheit des Helden (deswegen Kontrollfreak), ein paar Verwicklungen, Intrigen von früheren Bettgefährtinnen und am Schluss haben sich alle lieb.

Note: 5

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  • Oh ich liebe diese Rezension von dir :D Ein Lacher am Abend. Ich danke dir. Mir erging es mit dem ersten Band der „Royal“-Reihe ganz ähnlich… Ich dachte, schau mal nach, was alle so toll finden, da muss ja etwas dran sein – und was ist: so herbe wurde ich lange nicht mehr von einem Buch enttäuscht. Es ist wirklich kaum zu glauben, wie sich so ein, Entschuldigung, Mist überhaupt verkauft. Ich mache seither erstmal einen weiten Bogen um alles, was auch nur ansatzweise mit Erotik-Literatur zu tun hat ;-)

    Wünsch dir einen schönen Abend!
    Liebe Grüße,
    Anna

    • Hallo Anna!

      Danke für das Lob. Den ersten Band der Royal-Reihe hatte ich auch erst auf dem Schirm, aber glücklicherweise habe ich die ersten Rezis abgewartet. Dann war ich geheilt. :-D

      Ich habe nichts gegen gute Erotikszenen in einem Roman (egal ob Liebesroman, Thriller, etc.), wenn es aber um reine Erotik geht, muss dennoch der Rest irgendwie stimmig sein und nicht immer nur nach Schema-F.

      Die einzige Reihe, die mir in diesem Fall halbwegs gefallen hat, war die Crossfire-Serie von Sylvia Day, wobei da der 3. Band auch echt richtig doof war. Aber die ersten zwei waren okay. Liegt aber auch daran, dass die Autorin gut schreiben kann, was vielen Autorinnen in diesem Genre völlig abgeht.

      Liebe Grüße,
      Steffi

      • Liebe Steffi,

        ja, grundsätzlich habe ich auch nichts dagegen. Aber es ist wie du sagst: das Drumherum muss einfach ebenfalls stimmen :-) Die Reihe von Sylvia Day ist mir natürlich nicht unbekannt – wie auch, man wird förmlich davon überschwemmt. Gut zu wissen, dass sie ein wenig aus der Masse heraussticht. Vorerst widme ich mich aber erstmal wieder anderen Themen ;)

        Liebe Grüße,
        Anna