Rehn, Heidi: Die Wundärztin

Band 1 Wundärztin Trilogie

Verlag: Droemer/Knaur 
erschienen: 2010
Seiten:
685
Ausgabe: Taschenbuch
ISBN:
3426505371

Klappentext:

Deutschland im Dreißigjährigen Krieg: Die kluge Söldnertochter Magdalena arbeitet als Wundärztin im kaiserlichen Tross. Bald entbrennt sie in großer Liebe zu dem Kaufmannssohn Eric, der seit dem Tod seiner Eltern allein lebt. Doch es ist eine verbotene Liebe, denn die Väter der beiden standen sich einst in Feindschaft gegenüber. Nach einer Schlacht verschwindet Eric spurlos und Magdalena muss eine folgenschwere Entscheidung treffen …

Rezension:

Liebe in Zeiten des Krieges war immer schon eine schmerzhafte Angelegenheit, denn wo es Krieg gibt, da gibt es auch die Trennung von den Liebsten. Nun hätte das zu Zeiten des dreißigjährigen Krieges nicht unbedingt sein müssen, da damals ganze Familien im Tross zu den Schlachtfeldern zogen, aber die beiden Liebenden in diesem Roman stammen dummerweise aus zwei verfeindeten Familien.

Magdalena die Tochter eines Söldners wird zur Wundärztin ausgebildet und Eric, der mit 12 Jahren seine gesamte Familie in Magdeburg verlor, wird im Tross zum Zimmermann ausgebildet. Obwohl beide im Tross der Kaiserlichen mitziehen, verlieren sie sich nach ihrer ersten Begegnung in Magdeburg für 13 Jahre aus den Augen. Nachdem sie sich dann doch wieder finden, verlieben sie sich heftig ineinander und werden kurz darauf wieder getrennt.

Als Leser habe ich dann Magdalena begleiten dürfen und sie auch bei ihrer Arbeit beobachtet. Die Autorin hat sich bei der Beschreibung der geringen medizinischen Möglichkeiten und der katastrophalen hygienischen Zustände, wirklich genau informiert und es entstand ein recht düsteres Bild dieser Zeit. Die Krankheiten, Verwundungen und die hohe Kindersterblichkeit ließen ein sehr trauriges Bild vor meinem inneren Auge erscheinen. Hinzu kamen die allgegenwärtige brutale Gewalt und die ständigen Vergewaltigungsversuche, denen die Frauen im Tross ausgesetzt waren. Die Autorin schafft es mit sehr eindrucksvollen Worten und einer überaus bildhaften Sprache, dem Leser diese Schrecken des Krieges deutlich vor Augen zu führen.

Stellenweise riecht man förmlich den Unrat, die Krankheiten und die Angst der Menschen damals. Alles in allem zeichnet Frau Rhen hier ein recht grausames und ungeschminktes Bild vom leben im Tross während des dreißigjährigen Krieges. Auch die Trunksucht und der Aberglaube wurden von der Autorin thematisiert  und in die Handlung eingeflochten.

So wie es heute Generationen gibt, die Gott sei dank noch nie einen Krieg erlebt haben, so gab es damals Generationen die noch nie den Frieden im Land erlebt haben. Diese Menschen im Tross kannten keinen festen Wohnsitz und ihr Zuhause war das zerlumpte Zelt oder das geplünderte Haus des Feindes! (Wer auch immer das gerade mal war in Deutschland)!

Es gab in diesem Buch einige Nebengifuren mit denen ich mich sofort anfreunden konnte, während einige der Hauptfiguren mir bis zum Schluss etwas fremd blieben. Manche Charakter waren wirklich facettenreich und warmherzig beschrieben, während andere Charaktere blass blieben. Nicht immer konnte ich Magdalenas Handlungsweise nachvollziehen und Erics Aussagen kamen bei mir auch nicht immer verständlich rüber. Das war schade, denn der Grundgedanke zu diesem Buch „Liebe in Zeiten des Krieges“ hat mir gut gefallen. Doch in der Beziehung dieser beiden Liebenden hat mir die Tiefe gefehlt. Sie haben sich immer nur kurz gesehen und dann auch nur wenig gesprochen. Viele Fragen die sich mir beim Lesen aufdrängten sind daher noch immer unbeantwortet.

Das Geheimnis, welches zwischen den beiden verfeindeten Familien war, wurde direkt zu Beginn des Romans in den Vordergrund gerückt aber am Ende doch nicht aufgelöst. Und die beiden Liebenden kamen mir über weite Strecken im Buch, wie die berühmten Königskinder vor, die nicht zusammen kommen konnten.

Johann und Roswitha sind mir im Gegesnatz dazu sehr ans Herz gewachsen, denn ihre Hintergrundgeschichte hat die Autorin sehr schön mit der Handlung verknüpft. Auch Mönch Ambrosius hat mir sehr gut gefallen, denn auch ihm hat die Autorin ein offenes Gemüt und eine kleine Geschichte gegeben. Das hat mir wirklich gut gefallen. Natürlich haben der Prolog und der Streit um den grünen Rock den Hintergrund von Magdalena und Elsbeth gut erklärt. Aber Rupprechts Geschichte erfahren wir erst am Schluss des Buches und so bleibt er eine recht zweifelhafte Figur.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und leicht zu lesen. Frau Rehn hat den Spannungsbogen am Anfang zunächst sanft, und ab der Mitte des Buches, sehr straff gespannt. Die ausführlichen Beschreibungen der Landschaft und der Tiere geben der vorherrschend dunklen und grausamen Atmosphäre im Buch ein wenig Licht.

Wer sich für das Leben der einfachen Menschen im dreißigjährigen Krieg, welches durch beißenden Hunger und bitterer Not geprägt war interessiert, der findet in diesem Buch eine sehr gut recherchierte Informationsquelle. Wer jedoch eine zauberhafte oder romantische Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht sein, denn die Beschreibung dieser Lovestory blieb bei all den abwechslungsreichen Handlungssträngen, etwas im Dunklen.

Note: 3+

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