Lorenz, Wiebke: Allerliebste Schwester

Verlag: Heyne
erschienen:
2011
Seiten:
240
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3453435664

Klappentext:

Drei Jahre ist es her, dass Eva unter rätselhaften Umständen ihre Zwillingsschwester verlor. Danach nahm Evas Leben eine von vielen als ungeheuerlich empfundene Wendung: Sie heiratete den Witwer, den Ehemann der verstorbenen Marlene. Allmählich haben sich die Menschen in ihrer Umgebung an dieses Arrangement gewöhnt, doch ihr selbst kommt es wie ein Frevel vor. Immer öfter erscheint ihr Marlene in verstörend realen Tag träumen. Eva droht allen Halt zu verlieren, bis eines Tages in der Buchhandlung, in der sie als Aushilfe arbeitet, ein Mann auftaucht, der ihre Schwester gekannt hat. Auf sonderbare Weise fühlt sie sich zu diesem Unbekannten hingezogen. Kann er ihr helfen, das Rätsel um Marlenes Tod zu lösen?

Rezension:

Der Klappentext von „Allerliebte Schwester“ und das geschmackvolle Cover haben mich zu diesem Buch greifen lassen. Die Geschichte klang ungewöhnlich und vielversprechend. Ungewöhnlich ist sie tatsächlich, aber leider dann doch sehr vorhersehbar und recht oberflächlich.

Der Leser wird direkt in das Geschehen geworfen. Das Meiste ist schon passiert. Evas Schwester ist tot und Eva ist bereits mit deren Ehemann verheiratet. Ein gemeinsames Baby hat Eva während der Schwangerschaft verloren. Von nun an ist Eva gefangen in einer merkwürdigen Ehe, die ich bis zum Schluss einfach nicht verstanden habe. Ohne Informationen wird wohl jeder diese Ehe seltsam finden. Wer heiratet schon den Witwer seiner eigenen Schwester? Aber auch im Laufe der Handlung bleibt dies für mich Rätsel, wenn man bedenkt, dass Eva in ihrer Jugend eher ein unangepasstes Kind war und nie so sein wollte, wie die perfekte Marlene, die immer das getan hat, was sich schickte.

Ein weiteres Problem ist, dass alle anderen Figuren außer Eva absolut unsympathisch sind. Ihre Eltern und ihre Schwiegereltern interessiert ihr Leid überhaupt nicht. Sie ist ihnen eher peinlich und man versucht die psychische Lage der Tochter zu verharmlosen. Es gibt nicht ein liebevolles Wort oder eine aufmunternde Berührung. Auch ihr Mann benimmt sich merkwürdig. In vielen Szenen habe ich mich gefragt, wieso Eva sich so behandeln lässt. Natürlich wird recht schnell deutlich, dass Eva gegenüber Marlene Schuldgefühle hat, aber dies war für mich ein zu schwaches Motiv um so zu handeln, wie sie es auf 240 Seiten tut.

Wie letztlich alles zusammenhängt und wieso Marlene sterben musste ist dann schließlich auch keine Überraschung. Der kurze Roman strebt somit einem Höhepunkt entgegen, den es dann eigentlich nicht gibt. Zumal die Tote selbst in einem Prolog alles aufklärt, was ich persönlich immer als die billigste Lösung ansehe.

Positiv hervorheben möchte ich den Schreibstil, der witzigerweise in vielen anderen Rezensionen bemängelt wird. Was vermutlich daran liegt, dass Wiebke Lorenz mit ihrer Schwester normalerweise freche Frauenromane unter ihrem Pseudonym Anne Hertz schreibt und dort wird natürlich ein anderer Stil gepflegt. In „Allerliebste Schwester“ schreibt Lorenz teilweise kühl, sehr sachlich und bestimmt, aber genau das passt hervorragend zur Geschichte.

Note: 3

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