Cass, Kiera: Selection – Die Kronprinzessin

Band 4 Selection Serie

Originaltitel: The Heir
Verlag:
Sauerländer
erschienen:
2015
Seiten:
400
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3737352240
Übersetzung:
Lisa-Marie Rust/Susann Friedrich

Klappentext:

Die Liebesgeschichte um America, Maxon und Aspen hat ihr Ende gefunden – aber die Geschichte der ›Selection‹ ist noch lange nicht vorbei!

Nun ist es an Maxons Tochter Eadlyn, der Kronprinzessin, sich ihren Prinzen aus 35 jungen Männern zu erwählen. Alles könnte perfekt sein, wäre da nicht ein Problem: Eadlyn hat dem Casting nur zugestimmt, um das aufgebrachte Volk mit einer glamourösen Show zu besänftigen. Und an die große Liebe glaubt sie sowieso nicht. Aber vielleicht glaubt die Liebe ja an Eadlyn!

Rezension:

Da ist er nun der vierte Band der ursprünglich als Trilogie geplanten Selection Reihe. Auf den ersten Blick hat sich nicht viel geändert. Maxon und America haben zwar die Kasten abgeschafft, aber noch immer brodelt es im Land und das Palastleben mit seinen Wachen, Zofen und Bediensteten geht seinen üblichen Gang. Das die Autorin ein erneutes Casting als Dreh- und Angelpunkt für ihre Fortsetzung vorsieht, ist Chance und Gefahr zu gleich.

Dadurch, dass nun eine Prinzessin ihren Ehemann finden soll, gibt es erstmal keine Horden von sich gegenseitig anzickenden jungen Mädchen. Dafür sind die männlichen Kandidaten noch austauschbarer wie die Mädchen aus den ersten drei Bänden. Nur einer handvoll gibt Cass im Laufe der Handlung so etwas wie ein Profil. Der Rest verschwindet in der Masse und man merkt sich nicht mal die Namen. Grundsätzlich fand ich die ganze Gruppe etwas merkwürdig geschildert. Junge Männer, die in einem Herrensalon herumsitzen und vor sich hinkichern, wenn die Prinzessin etwas sagt? Da würde mir an Eadlyns Stelle das Verlieben auch schwer fallen. Überhaupt hat es die Autorin nicht so mit ausführlichen Beschreibungen. Bis auf den Lockenkopf eines Kandidaten, kann ich keine einzige Figur in diesem Roman äußerlich beschreiben. Auch nicht Eadlyn. Es wird nicht mal erwähnt, welche Haarfarbe sie hat. Hier hätte man vielleicht die Schriftgröße mal etwas runterschrauben und ein bisschen Inhalt einfügen können, ohne die Anzahl von knapp 400 Seiten zu überschreiten.

Für Fans der vorherigen drei Bände ist „Die Kronprinzessin“ in Bezug auf Maxon und America zudem eine Enttäuschung. Natürlich sind nun knapp 20 Jahre vergangen, aber America hat absolut nichts mehr von der jungen Frau aus dem Casting. Sie wirkt auf mich eher wie eine Kopie von Maxons sanftmütiger Mutter. Beide sind zu austauschbaren Nebenfiguren geworden, was ich ziemlich ärgerlich finde. Auch das ewige Herumreiten auf Maxons graue Haare und Sorgenfalten fand ich doch etwas übertrieben. Der König ist vielleicht Mitte 40 und wird besonders gegen Ende beschrieben, wie ein alter Tattergreis. Natürlich lasten vermutlich die Sorgen und Nöte eines Volkes mehr auf einem Menschen, als ein normaler Job, aber auf der anderen Seite wird der Königsfamilie auch ziemlich viel abgenommen und sie leben ein priviligiertes Leben in Saus und Braus.

Letzteres führt mich dann auch gleich zu Eadlyn, mit der ich leider überhaupt nicht warm geworden bin. Das sie weder wie ihr Vater, noch wie ihre Mutter wirkt, finde ich tendenziell erstmal gut, denn alles von Band 1-3 nur aus einer anderen Perspektive noch mal zu lesen, wäre doch ziemlich uninteressant. So ist es durchaus löblich, dass Kiera Cass ihrer Protagonistin einen gänzlich anderen Charakter verleiht. Leider ist Eadlyn unnahbar, verwöhnt, überheblich und obwohl einige Eigenschaften erklärt werden, ist es letztlich einfach zu viel. Ich kann verstehen, dass die junge Fraue ihre Gefühle zurückhält, weil das nicht so ihr Ding ist und das es schwierig ist, sich von der Berufung der Kronprinzessin zu lösen, ebenfalls. Kein Verständnis habe ich jedoch für das wehleidige Geschwafel, dass sie ja ach so viel zu tun hat, während ihre Zofe ihr mal wieder das Badewasser einlaufen lässt und Blüten ins Wasser streut. Da ist mir doch manchmal ein sarkastisches „Liebchen, Du hasses echt schwer“ rausgerutscht.

Auf den letzten 50 Seiten nimmt der Roman dann endlich ein bisschen Fahrt auf, auch wenn ich mir nach dem wirklich guten dritten Band erhofft hätte, dass die Autorin etwas mehr auf die Rebellion und die Geschehnisse außerhalb des Palastes eingehen würde. Im Gegensatz zu Maxons Casting, bin ich mir bei Eadlyn auch nicht zu 100% sicher, für wen sie sich entscheiden wird. Kyle, der mit ihr zusammen aufgewachsen ist, scheint mir eine zu offensichtliche Wahl zu sein, auch wenn die Anziehungskraft zwischen ihnen deutlich ist. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich ja auf Henrys Übersetzer Erik tippen, der eigentlich gar kein Kandidat ist. Aber kommt Zeit, kommt Band 5, der Stand heute übrigens wirklich der Abschlussband der Serie sein soll.

Abschließend muss ich sagen, ist „Die Kronprinzessin“ für mich der schlechteste Band. Es passiert sehr wenig, die Figuren bleiben bis auf Eadlyn oberflächlich und wirken teilweise richtiggehend lieblos. Trotzdem habe ich die letzten 150 Seiten nachts bis knapp vier Uhr verschlungen. Es ist süffige Fastfood-Literatur und ich gebe ehrlich zu, ich freue mich auf den letzten Band und auf ein erneutes wunderschönes Cover.

Note: 3

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