Bradley, Alan: Mord im Gurkenbeet

Flavia de Luce Band 1

Originaltitel: The Sweetness at the Bottom of the Pie
Verlag:
Blanvalet Taschenbuch
erschienen:
2010
Seiten:
400
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3442376246

Klappentext:

Die junge Flavia de Luce staunt nicht schlecht, als sie im ersten Morgenlicht das Opfer eines Giftmordes in ihrem Gurkenbeet entdeckt! Da jeder ihren Vater, den sanftmütigen Colonel de Luce, für den Mörder zu halten scheint, nimmt die naseweise Flavia persönlich die Ermittlungen auf. Hartnäckig folgt sie jeder noch so abwegigen Spur – bis sie einsehen muss, dass ihr Vater tatsächlich ein dunkles Geheimnis hütet. Und so befürchtet Flavia schließlich, dass sie vielleicht eine zu gute Detektivin ist …

Rezension:

Mit der Figur der Flavia de Luce hat der Autor, Alan Bradley, eine sehr außergewöhnliche Detektivin geschaffen. Nicht nur das Flavia erst 11 Jahre alt ist, nein sie ist auch noch ein kleines Chemie-Genie.

Mit den ungewöhnlichen Lebensumständen in denen Flavia aufwächst, muss man sich als Leser zunächst etwas auseinander setzten. Flavias Mutter ist kurz nach Flavias Geburt gestorben, der Vater verkörpert den typisch britischen Gentlemann, der in Londoner Clubs zu Hause sein könnte. Die beiden älteren Schwestern fühlen sich durch Flavias Anwesenheit gestraft und genervt! Der Vater, die Köchin und der Gärtner nehmen dieses Kind auch nur zur Kenntnis, wenn es unvermeidlich ist. Somit ist Flavia gezwungen sich ihre eigene Welt interessant zu gestalten, dies tut sie, indem sie in ihrem Chemielabor die abenteuerlichsten Experimente durchführt und Dokumentiert.

Die Anzahl der Protagonisten hat der Autor in diesem Buch auf einem recht überschaubaren Niveau gehalten, was den Einstieg in die Handlung auch sehr erleichtert hat.

Als Leser muss man sich jedoch immer wieder vor Augen halten, dass Flavia zu beginn des zweiten Weltkrieges geboren wurde und somit im Krieg aufgewachsen ist. Auch wenn sie in einer englischen Kleinstadt aufwuchs, so hat sie doch die Auswirkungen des Krieges mitbekommen. Der Autor lässt in diesem Buch auch immer wieder einige Hinweise einfließen die den Leser darauf aufmerksam machen, dass der Krieg viele Spuren hinterlassen hat bei den Menschen.

Auf Grund ihrer kindlichen Neugier und ihres einsamen Daseins im Hause de Luce, überrascht es den Leser dann auch nicht, dass Flavia nicht schreiend wegläuft, als sie eine Leiche im Gurkenbeet entdeckt. Die Art und Weise wie sie jedoch versucht den Mörder zu finden, fand ich nicht immer logisch. Der Autor hat sich zwar bemüht den Leser an Flavias Gedankengängen teilhaben zu lassen, doch waren diese Gedankengänge manches mal so wirr, dass Flavias nächste Handlung gar nicht recht als logische Schlussfolgerung zu ihren Überlegungen passte. Ich habe mich beim Lesen immer wieder mal gefragt, wie ist sie denn jetzt darauf gekommen zu diesem Ort zu radeln oder mit diesem oder jenen Menschen zu sprechen? Das scheint aber vom Autor genau so beabsichtigt zu sein, dass er auf diesem Weg klar machen wollte: Flavia weiß wen sie im Ort fragen muss und der Leser bekommt dann die Erklärung später in einem Nebensatz nachgereicht, wenn Flavia mal wieder in irgendeiner Wiese liegt und nachdenkt.

Das kindliche „Denkschema“ verliert der Autor nie aus den Augen und das verleiht diesem Buch einen ganz besonderen Charme. Auch wenn man sich an die etwas unterkühlte Atmosphäre und auch an den etwas skurrilen, fast schwarzen Humor, in diesem Buch erst gewöhnen muss, so ist dieser Krimi doch ein wundervolles Werk mit hohem Unterhaltungswert.

Der Leser wird über viele Umwege, da ja ein Kind nicht so ermitteln kann wie ein erwachsener Mensch, zu einer interessanten und logischen Lösung des Mordfalls im Gurkenbeet geführt. Dieser Aha-Effekt am Ende der Handlung ist dem Autor wirklich gut gelungen.

Flavia ist im Kreise aller Ermittler, die ich bisher in Kriminalromanen kennen gelernt habe, mit Abstand die außergewöhnlichste Persönlichkeit die mir je begegnet ist. Mit ihrem jugendlichen Leichtsinn und ihrer kindlichen Naivität verleiht sie diesem Krimi eine sehr eigenwillige Note.

Ich bin ehrlich gespannt ob Flavia am Ende dieser Krimi Serie eine große Chemikerin wird oder vielleicht doch eher FBI Agentin. Bis wir als Leser dieses erfahren, werden wir wohl Flavia noch einige Zeit begleiten und so manchen Kriminalfall mit ihr zusammen lösen.

Der zweite Teil: „Mord ist kein Kinderspiel“ ist schon auf dem Markt und der dritte Teil „Halunken, Tod und Teufel“ wird im Herbst 2011 im Handel erhältlich sein.

Wer sich mit chemischen Formeln und auf abenteuerlichen Umwegen der Lösung eines Mordfalls nähern möchte, ist mit dieser Krimiserie sicher sehr gut beraten.

Note: 2

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