Sei perfekt – oder lass es doch einfach bleiben!

Ich finde Professionalität auf einem Blog (egal zu welchem Thema) wichtig. Dazu gehört für mich eine klare Gliederung und eine gute Lesbarkeit und zwar sowohl optisch, als auch inhaltlich. Ehrlich Kinder, blinkende Bildchen auf Blogs mit Mousecursor-Schweif waren eigentlich schon in den 90ern furchtbar und haben heute einfach mal gar keine, aber wirklich überhaupt gar keine Berechtigung mehr. Solche Leute haben auch noch Windowcolor am Wohnzimmerfenster hängen.

Dennoch ist im Zuge der Professionalität auch sehr viel Konformität eingekehrt. Weitestgehend weiße Blogs mit cleanem Aufbau und schwarz/weiß Look findet man fast überall, wo ein ernsthafter Blogger sein Unwesen treibt. Tja, auch hier ist seit Anfang 2016 alles sehr hell und im Magazin-Style. Allerdings versuche ich mit dem Logo und passenden Fotos trotzdem einen heimeligen Gegenpart zu setzen. Denn wir sind ja hier nicht auf einem Fashion-Blog, denn daher kommt der Trend eigentlich.

Problematisch wird es für mich mittlerweile allerdings in Sachen Instagram. Dabei unterscheide ich bei meinem Account zweierlei Arten von Fotos. Einmal spontane Schnappschüsse, die sich ergeben, wenn ich irgendwo lese. Das ist also ein „guckt mal, ich lese gerade Harry Potter bevor das CL-Finale losgeht“ oder „ich sitze gerade auf dem Balkon und Karin Slaughter hat schon wieder jemanden abgemurkst“. Diese Fotos sind nicht perfekt und schon gar nicht irgendwie komponiert. Sie sind wie gesagt Schnappschüsse! Dafür sagen sie aber etwas über die Person hinter dem Account aus. Zumal ich ja durchaus auch mal zu anderen Themen ein Foto hochlade (aus dem Stadion, von meinem Kater, etc.). Denn ja, selbst ich habe nicht immer nur die Literatur im Sinn. ;-) 

Ich habe mir die letzten Wochen viel Gedanken über meinen Instagram Account gemacht. Dort poste ich ja auch die Fotos, die ich dann teilweise in meinen Rezis benutze und ich habe da immer noch nach meinem Stil gesucht, den ich glaube ich mit den heutigen Fotos gefunden habe. Ich finde es immer wichtig, dass das Foto irgendwie etwas mit dem Buch zu tun hat. Das funktioniert natürlich nicht immer mit Gegenständen, aber es sollte ansonsten eine Stimmung wiedergeben, die zu dem Buch passt und die mich in irgendeiner Weise an das Buch erinnert.

So habe ich für „Warten auf Goebbels“ gedeckte Farben gewählt, ein altes Messgerät (welches zwar schon um ca. 1900 hergestellt wurde und nicht im zweiten Weltkrieg, aber das weiß außer meinem Vater vermutlich kein Mensch :mrgreen: ), ein typisches deutsches Häkeldeckchen (das ist übrigens nur ein braunes Scrapbooking Papier mit aufgedrucktem Deckchen) und ein paar passende Blumen. Dazu ein passender Filter und et voilà. Bei „Ein bisschen wie Unendlichkeit“ habe ich einen Sternenhintergrund gewählt und meine kleine Discokugel angeschaltet, so dass es einen coolen Effekt gibt. Wer das Buch gelesen hat, wird sofort wissen, wieso ich es gemacht habe. Nebeneinander wirken diese beiden Fotos nicht einheitlich und sind somit für die meisten Instagramer ein No-Go!

Es gibt da draußen viele Buch-Instagramer, die wunderschöne Fotos und tausende Follower haben, allerdings sind die Fotos für mich trotz ihrer Schönheit oft seelenlos. Das sind dann Fotos, die immer gleich aufgebaut sind, wo einfach wahllos Gegenstände (in der Regel Kaffeetasse, nackte Beine mit bestrumpften Füßen, etc.) zu einem Buch gepostet werden. Das sieht farblich oft total schön und stimmig aus, aber ich frag mich dann immer, was das mit dem Buch zu tun hat und sollte der Roman nicht eigentlich im Mittelpunkt stehen und nicht die neuesten Ringelsocken?

Hinzu kommt, dass es sich meist um immer die selben Titel handelt und die Bilder eigentlich alle gleich aussehen. Sie unterscheiden sich nicht und spätestens bei dem fünfzigsten Bild, indem nur einfach das Buch ausgetauscht wurde, überkommt mich schnöde Langeweile. Übrigens diese Sorte Langeweile, die ich immer empfinde, wenn irgendetwas zu perfekt und oberflächlich ist. Weil wie gesagt, was sagt es mir über das Buch oder über den Besitzer des Accounts? Vielmehr suche ich mich dumm und dusselig, nach dem genialen Kerzenständer, den ich irgendwo auf einem Foto gesehen habe und der perfekt auf meinen Esszimmertisch passen würde. Aber war das die Intention des Bildes?

So lieg ich auch immer auf dem Bett. Immer eine Lichterkette bereit! :-D

Es ist so schade, dass irgendwie alle diesem Trend folgen. Ich verstehe auch nicht wirklich, wieso alle ihre Bücherregale mittlerweile mit Funko Pop Figuren vollstopfen müssen. Erwachsene Leute haben stapelweise Funko Pops (noch verpackt) auf ihren Bücherregalen fein säuberlich sortiert (ein halbes Vermögen wert übrigens) und ich habe das Gefühl ich bin in der Spielzeugabteilung gelandet und nicht in einem realen Zuhause.

Instagram ist noch mehr als jedes andere soziale Netzwerk eine schöne Scheinwelt. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch okay. Wer hat schon Lust zu sehen, wie sich abseits des perfekten Bildausschnittes die Schmutzwäsche stapelt und der Staubsauger noch rumliegt. Man ist auf Instagram, weil man sich schöne Dinge und schöne Schnappschüsse anschauen möchte. Aber ich finde, man sollte immer eine persönliche Handschrift und auch die Persönlichkeit dahinter erkennen. Weil sonst kann ich mir gleich die „Schöner Wohnen“ oder die „Vogue“ kaufen.

Wieder mal die ganze Nacht fürs Instagram Frühstück in der Küche gehockt? :roll:

Ich sehe, wie Buch-Blogger immer mehr wie Fashion-Blogger werden. Mittlerweile gibt es sogar Buchblogger, deren Rezensionen so von Fotos überfrachtet sind, dass ich zweimal den Bildschirm runterscrollen muss, bevor ich zur eigentlichen Rezension durchgedrungen bin. Und wenn Bücher dann mit den neuesten Errungenschaft von H&M präsentiert werden, fehlt mir einfach gänzlich der Zusammenhang und ich möchte ganz laut rufen, das Bücher keine Statussympbole sind. Und Bücher sind auch keine Goodies, die noch geiler sind, wenn das Cover gut zur Handtasche passt.

Versteht mich nicht falsch, natürlich sollen Bilder auf Instagram hübsch und ansprechend sein und ein Bild mal kurz durch den Instagramfilter der Wahl  zu jagen, ist auch kein Hexenwerk und ja auch bei  mir gibt es schon mal ein Foto Buch/Kaffeetasse, aber ein bisschen Abwechslung darf es doch schon bitte sein.

Auf meinem Account gibt es auch ältere Fotos, die ich so heute nicht mehr machen würde, weil ich inzwischen etwas über Bildkompositionen, Hintergründe und Licht gelernt habe. Deswegen würde ich diese ersten Gehversuche aber nicht löschen. Dadurch sieht mein Account nicht perfekt aus und auch nicht einheitlich, aber das will ich auch gar nicht. Bei Schnappschüssen achte ich auf diese Dinge sowieso nicht. Dafür wisst ihr einiges über mich, wenn ihr mir auf Instagram folgt und das find ich viel cooler. Meine Hello Kitty Socken will sowieso keiner sehen! :mrgreen:

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  • Huhu!

    Ein schöner Beitrag! Meinen Blog habe ich in den letzten Tagen optisch ein wenig „entrümpelt“, das Design war viel zu unruhig und überladen. Es ist allerdings immer noch nicht wirklich minimalistisch…

    Ich finde helle, klar strukturierte Blogs bei anderen sehr schön, aber wenn ich selber gestalte, geht es immer ein bisschen mit mir durch. X-D Wenigstens kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass es bei mir geblinkt hat! ;-)

    Ich habe einen Instagram-Account und mache auch Fotos von meinen Büchern, allerdings sehe ich mich nicht als Bookstagrammer – ich mache die Bilder eigentlich nur, damit ich in meinen Rezensionen ein bisschen was Individuelleres habe als nur die Verlags-Titelbilder. Die Bilder sind also quasi nur ein Nebenprodukt meiner Rezensionen, und eigentlich zeigene sie die Bücher nur in meiner ganz normalen Umgebung.

    Aber ich schaue mir sehr gerne die Bilder von „richtigen“ Bookstagrammern an, die ich künstlerische Fotos machen! Deine Bilder finde ich sehr schön, weil man halt auch sieht, dass du dir was dabei gedacht hast.

    Mir ist aber auch schon aufgefallen, dass sich viele Bilder inzwischen wahnsinnig ähneln. Weißer Hintergrund, Blumen, Dekoperlen, Lichterketten, und wie du schon sagst, Strumpfbeine. Eine Kaffeetasse finde ich da noch am passendsten, denn Kaffeetrinken und Bücher gehen für mich Hand in Hand! ;-)

    Die Funko Pops finde ich zum Teil sehr niedlich, aber ich bin auch erstaunt, wie zahlreich man sie überall sieht!

    Irgendwie hab ich jetzt Lust, ein Buchfoto mit Staubsauger und Wischmop zu machen… Schmutzwäsche würde mir zu weit gehen! X-D

    Bei Buchrezensionen finde ich ein, zwei Fotos schön, mehr sind mir auch meist zu viel.

    Ich habe deinen Beitrag hier für meine Kreuzfaht durchs Meer der Buchblogs verlinkt:
    http://mikkaliest.blogspot.de/2017/04/Buchblog-Kreuzfahrt-1-4-2017.html

    LG,
    Mikka

  • Das Schöne an Instagram ist doch, dass sich jeder seinen eigenen Feed an schönen Fotos und Inspiration zusammenstellen kann und niemandem folgen muss, der einen ärgert oder langweilt. Den Ärger über bestimmte Stilrichtungen kann ich deshalb immer nicht so ganz nachvollziehen. Ich finde nicht, dass irgendwer etwas tun „sollte“, sondern folge einfach denjenigen, die ich mir gerne anschauen.

    Ansonsten würde ich dir raten, Quellen für deine Beispielbilder anzugeben. :-)

    Liebe Grüße
    Mara

    • Liebe Mara!

      Beispiele kann ich aufgrund des Urheberrechts schlecht posten. *seufz*
      Es soll ja auch jeder seinen Account so pflegen, wie er das möchte. Es sind nur meine Gedanken dazu und mein Bedauern, dass viele Feeds eben total gleich aussehen und viele so beliebig geworden sind. Wie gesagt, oft sind sie wunderschön und deswegen folge ich ihnen trotzdem. Ich würde mir manchmal einfach mehr Mut und Abwechslung wünschen.

      Bei dir z.B. erfahre ich immer etwas über dich. Wie du wohnst, die Beziehung zu deinem Hund, etc. Obwohl dein Feed einen unverkennbaren Style hat, ist er trotzdem immer abwechslungsreich. Ich kann über den Tellerrand schauen und werde auf Bücher aufmerksam gemacht, die ich vielleicht sonst nicht kennen würde, während auf vielen anderen Accounts das hundertste Mal Harry Potter Devotionalien gepostet werden. Und das sag ich als Potter-Head! :-D

      Viel Vergnügen noch auf der Buchmesse!

      Liebe Grüße,
      Steffi