Der stumme Tod (Gereon Raths zweiter Fall) - Volker Kutscher

[Christiane]

[isbn]978-3462042122[/isbn]

Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 978-3462042122
Seiten: 541
Ausgabe: TB
Preis: 9,99 €



Inhalt:
März 1930: Der Tod einer Schauspielerin führt Gereon Rath in die Studios der Filmmetropole Berlin. Der junge Kommissar lernt die Schattenseiten des Glamours kennen und erlebt eine Branche im Umbruch. Der Tonfilm erobert die Leinwände, und dabei bleiben viele auf der Strecke: Produzenten, Kinobesitzer – und Stummfilmstars.
Volker Kutscher gelingt es, nahtlos an seinen Bestseller ,,Der nasse Fisch" anzuknüpfen und das Berlin der 30er-Jahre in einem vielschichtigen und spannenden Kriminalfall lebendig werden zu lassen.


Mein Eindruck:
,Der stumme Tod' spielt im Berlin der 1930er-Jahre und ist der zweite Fall für Kommissar Gereon Rath. Das Eingangskapitel sorgt für eine leicht morbide, düstere Stimmung und als Leser schwankt man zunächst ein  wenig: beobachtet man hier den Mörder oder ist das einfach eine Filmszene? Im nächsten Kapitel ändert sich die Atmosphäre, es wird turbulent und am Ende liegt eindeutig eine Leiche in der Filmkulisse.

Ehe Kommissar Rath sich nun in die Ermittlungsarbeit stürzt gibt es eine geschickt in die Geschichte verwobene Einführung in die Rahmenhandlung um den Ermittler der Serie. So ist es kein Problem, wenn man den ersten Band nicht gelesen hat. Allerdings war es gerade diese Rahmenhandlung, bei der der Krimi seine Schwächen hat. Rath ist einerseits ein guter Ermittler, andererseits kommt er mit den Regeln, den klar hierarchischen Strukturen und mit einigen Kollegen des Kommissariats immer wieder in Konflikt. Das ist mir oft zu dick aufgetragen, erscheint dadurch zum Teil unglaubwürdig. Abgesehen davon ist die Handlung aber gut eingebettet in die Zeit – die Nazis auf ihrem Weg an die Macht, die latenten Ressentiments gegen Juden und auch das Alltagsleben klingen so an, dass man als Leser ein Gefühl für das Leben am Übergang zwischen Weimarer Republik und Naziherrschaft bekommt.  Hier möchte ich auf ein ganz besonderes Plus hinweisen, eine geniale, sehr ausführliche Internetseite (www.gereonrath.de), mit ganz vielen Informationen und Links sowohl zu den Büchern als auch zum geschichtlichen Kontext.

Volker Kutscher hat einen richtig guten, flüssigen Schreibstil und versetzt den Leser gekonnt in die Welt seiner Protagonisten. Er versteht es, seinen Figuren ein klares Profil zu geben, ohne zu sehr schwarz-weiß zu malen. Man merkt, dass alle wichtigen Personen für den Autor eine ganze Lebensgeschichte haben, sich entwickelt haben und so in ihrer Widersprüchlichkeit, in ihren verschiedenen Facetten glaubwürdig und lebendig sind. Gereon Rath ist ein sympathischer Kerl, auch wenn man ihn ab und zu schütteln möchte, wenn er sich mal wieder unmöglich unüberlegt selbst in die Bredouille bringt. Ich freu mich schon darauf, ihn und seine Freunde und Kollegen im nächsten Band wiederzutreffen.

Der Fall um mehrere getötete Filmschauspielerinnen ist verzwickt, mysteriös und spannend. Wer allerdings viel Tempo und Action sucht wird nicht auf seine Kosten kommen. Arbeit und Lebensumfeld von Kommissar Rath und seinen Kollegen und die Szenen, in denen man als Leser beim Mörder ist, bilden zwei atmosphärisch sehr unterschiedliche Pole: hier das pralle Leben der beginnenden 30er Jahre, dort eine irgendwie düstere, morbide, aber auch fesselnde Stimmung.
Dass man als Leser schon recht früh ahnt wer der Mörder ist, hat mich wider Erwarten nicht gestört. Es hatte sogar seinen besonderen Reiz mitzuverfolgen, wie die Polizei den Täter durch Indizien, Routine- und Fleißarbeiten und manchmal auch durch ,Kommissar Zufall' langsam einkreist.
,Ganz nebenbei' arbeitet Rath noch privat für seinen Vater und Konrad Adenauer, der zur damaligen Zeit Oberbürgermeister von Köln war und muss sich mit der Presse und einem Unterweltboss herumschlagen.
Das Finale passt genau zum ganzen Buch: durch Raths Faible für Alleingänge wird die Festsetzung des Mörders am Ende richtig spannend. Und dann nimmt die Geschichte nochmal die Kurve hin zu der anderen, düster-fimszenenhaften Atmosphäre, die einen auch noch gefangen hält wenn man die Buchdeckel schon zugeklappt hat.

,Der stumme Tod' hat mir sehr gut gefallen und ich hab die übrig Bände der Serie um Kommissar Rath schon auf meinem Wunschzettel. Trotz kleiner Abstriche hat es Spaß gemacht, mit Rath auf Mörderjagd zu gehen und einzutauchen in das Berlin der 30er Jahre.

Note: 
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[Kathrin]

Liebe Christiane,

vielen Dank für Deine Rezi! Das klingt extrem interessant, das Buch! Ist mal auf der Wunschliste notiert...bzw. ich würde dann wohl erstmal Band 1 lesen.

LG
Kathrin

[Christiane]

Liebe Kathrin,

ich hätte wohl auch mit Band 1 angefangen wenn ich mir das Buch gekauft hätte. Aber es lag auf einem Wühltisch 'kostenlos mitzunehmen' - und da fragt man nicht mehr groß, oder?! 
Wenn Du Band 1 gelesen hast sag doch bitte Bescheid wie es Dir gefallen hat.

LG,
Christiane

[Kathrin]

Mach ich bestimmt, aber das wird dauern...habe mehrere Leserunden im Visier und will dieses Jahr noch meinen SUB komplett abbauen...rechne mal lieber nicht zu früh mit meiner Meinung 

[Christiane]

  Na, dann sehen wir mal wer von uns beiden das Rennen macht und das Buch zuerst liest....

[Kathrin]

  

[Christiane]

Band 2 könnt ich Dir auch einfach leihen - ganz ohne Deinen Sub zu belasten  .

[Kathrin]

Nee, nee lass ma...auch geliehene Bücher belasten den SUB, weil sie sich ja lesetechnisch (zeitlich gesehen) doch dazwischen mogeln. Außerdem, erst  Band 1 und dann Band 2 oder so

[Christiane]

Du bist aber konsequent  !!