Patrick Rothfuss - The Name of the Wind / Der Name des Windes

Begonnen von Mobi, 18. Januar 2009, 12:11:27

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Mobi

Hallo,

hier kommt meine Rezi:

[isbn]0756404746[/isbn]

Klappentext:

My name is Kvothe. I have stolen princesses back form sleeping barrow kings. I burned down the town of Trebon. I have spent the night with Felurian and left with both my sanity and my life. I was expelled from the University at a younger age than most people are allowed in. I tread paths by moonlight that others fear to speak of during the day. I have talked to Gods, loved women, and written songs that make the minstrels weep.
You may have heard of me.

Meine Meinung:

Ich habe bewusst den deutschen Klappentext vermieden, weil er einen Spoiler über eine Szene enthält, die erst nach über 100 Seiten kommt. Der englische Klappentext bezieht sich auf die ganze Trilogie, einige der erwähnten Ereignisse sind in Band 1 noch nicht geschehen, aber ich finde die Angaben allgemein genug, um nicht zu spoilern.

Eigentlich hatte ich aufgrund des Covers eine sehr düstere Geschichte erwartet und hatte eher wenig Lust auf das Buch, wurde dann aber sehr positiv überrascht. Schon im Prolog zeigt sich die atemberaubende Sprache des Autors, die viel Stimmung schafft, ohne dabei sehr schwer zu lesen zu sein. Wer manchmal auf Englisch liest, dem würde ich das Original empfehlen. In der LR haben wir die Versionen teilweise verglichen und es geht schon was verloren durch die Übersetzung.

Kvothe, der Hauptcharakter wächst bei seiner Familie auf, die mit einer Gauklertruppe durch die Lande zieht, lebt einige Jahre in Tarbean auf der Straße und landet schließlich an der Universität, wo er von einer Katastrophe in die nächste schlittert.
Seine Kindheit mit seiner Familie ist unglaublich schön beschrieben, ich wäre am liebsten ins Buch geklettert und wäre mit den fahrenden Schauspielern durch die Lande gezogen. Auch die Nebencharaktere sind so lebensecht und einzigartig beschrieben, dass man innerhalb kürzester Zeit das Gefühl hat, die ganze Truppe zu kennen. Vor allem Ben, Kvothes Lehrer und Kvothes Eltern haben es mir echt angetan.
Natürlich geht das Buch nicht ewig so idyllisch weiter, denn Kvothe muss als Straßenjunge einige schmerzhafte Erfahrungen machen. Schließlich schafft er es aber an die Universität, an der er für einigen Wirbel sorgt.
Oft kann er seine Klappe einfach nicht halten, verscherzt es sich mit einigen Lehrern sowie Mitstudenten und steht deshalb vor dem universitätsinternen 'Gericht'.

An der Universität lernt er auch die Magie, hier Sympathy genannt, kennen und wird in den Anfängen unterrichtet. Das Magiesystem war für mich in dieser Form neu und deshalb ein besonderer Leckerbissen.

Kvothe ist sehr begabt, sowohl für die Magie als auch die anderen Fächer in der Uni und auch für die Musik. Allerdings hat er dafür überhaupt keine Ahnung vom Umgang mit Mädchen, was für die ein oder andere lustige Szene sorgt. Nicht nur in diesen Szenen hat es der Autor durch seine Situationskomik geschafft, dass ich lauthals losgelacht habe. Allerdings schafft er das, ohne das Ganze ins Lächerliche zu ziehen.
Kvothes Intelligenz war für mich realistisch dargestellt und auch seine 'Heldentaten' wurden erst durch die anderen dazu, die Gerüchte streuten und Geschichten über ihn erzählten. In den meisten der Situationen wusste er selbst erst nicht, wie er wieder rauskommt und konnte sich nur durch Improvisation retten. Er ist auch trotz seiner Fähigkeiten nicht arrogant oder überheblich geworden.

Ich war teilweise sehr erstaunt und es hat das Buch für mich noch besser gemacht, dass der Autor einige Stilmittel verwendet, die mir sonst überhaupt nicht gefallen. Komischerweise hat es mir hier überhaupt nichts ausgemacht und teilweise haben sie mir sogar richtig gefallen. Normalerweise habe ich oft Probleme mit einem Ich-Erzähler, hier habe ich es aber erst nach ca. 200 Seiten überhaupt realisiert. Das war auch nicht das einzige Mal, einzig die Vorausdeutungen waren mir ein- oder zweimal etwas zuviel. Kvothe erzählt seine Geschichte im Rückblick, was einerseits die Spannung etwas rausnimmt (meine Nerven haben es dem Autor gedankt!  :->), andererseits durch die geschickte Verbindung der Geschichten wieder an sich reizvoll ist.
Sonst lese ich auch gern spannende Bücher und bin schnell gelangweilt, wenn nichts passiert. Hier hat mich das aber überhaupt nicht gestört und ich habe mich auf über 700 Seiten nicht gelangweilt, obwohl nicht immer was passiert. Ich kann garnicht so richtig erklären, warum mich das Buch dermaßen gefesselt hat.

Insgesamt liegt es wohl an den wahnsinnig gut ausgearbeiteten, lebensechten Charakteren (vor allem bei den Nebencharakteren hat mich das sehr beeindruckt) und der überwältigenden Stimmung, gepaart mit spontanem Witz.

Für mich nach 100 Seiten schon neues Lieblingsbuch, an das so schnell keiner rankommt, ein absolutes Wohlfühlbuch und damit eine 1:

[note1]

Ich würde das Buch auch Leuten empfehlen, die sonst nicht Fantasy lesen, da die phantastischen Elemente eher im Hintergrund bleiben.

LG, Mobi

Kathrin

und hier endlich meine Meinung und damit Rezi zum ersten SUB-Wettbewerbbuch für mich:

Mit großen Erwartungen bin ich an den ersten Band der Königsmörder-Trilogie von Patrick Rothfuss herangegangen und wurde auch im großen und ganzen nicht enttäuscht. Schon allein die Aufmachung des Hardcovers inkl. Landkarte und kurzer Erklärung hinsichtlich der Währungen und zum Kalender ist in meinen Augen wirklich gelungen und ihr Geld wert, auch wenn diese letzten Erklärungen auch an den Anfang des Buches gestellt hätten werden können, da sich ggf. Fragen in diesem Zusammenhang beim Lesen stellen und man dieses Nachwort dann erst nach Beendigung der Lektüre findet. Lediglich einen kleinen Glossar, in dem z.B. nochmal nachgeschlagen werden kann, was genau ein Arkanist oder Sygaldrie ist, hätte mir zusätzlich noch gut gefallen.

Der Einstieg war in meinen Augen sehr gelungen, der Autor hat hier wirklich von Anfang an eine sehr schöne Stimmung und Atmosphäre erzeugt. Direkt im Prolog ein wunderbares Wortspiel mit der ,, dreistimmige Stille", wunderbar wie der Autor diese Stille beschreibt, was für Geräusche bzw. was für fehlende Geräusche diese Stille ausmachen. Für mich ist der Prolog eine wunderbare Einstimmung auf das Buch und macht, wie es sein soll, Lust auf mehr.

Das Buch ist in zwei manchmal sogar drei Erzählebenen gegliedert. Kvothe lebt aktuell als Wirt zusammen mit Bast, seinem etwas undurchsichtigen Zögling, in einem Wirtshaus. Bei einem Angriff der Skrael auf Kvothe lernt er einen Chronisten kennen, dem er seine Lebensgeschichte erzählt. In dieser Geschichte selbst wird dann desöfteren nochmal eine weitere Geschichte erzählt, was letztlich die dritte Erzählebene darstellt. Spätestens ab dem Zeitpunkt wo Kvothe anfängt seine Geschichte zu erzählen, nach ca. 60-70 Seiten, hatte mich das Buch total in seinen Bann gezogen.

Die Beschreibungen, der Erzählstil insgesamt sind sehr tiefgehend, wodurch viel Atmosphäre erzeugt wird. Dies kommt besonders bei den zwischenmenschlichen Szenen, beispielsweise zwischen Kvothe und Abenthy, bzw. Kvothes Eltern sehr gut rüber. Da ist u.a. wirklich liebevolles Geplänkel mitzuerleben, das mich desöfteren zum schmunzeln und grinsen gebracht hat. Ich selbst hätte mich bei Kvothes Familie bzw. Gruppe auch sehr wohlfühlen können. Genauso sind aber die düsteren Szenen wirklich beklemmend bzw. beängstigend bzw. auch Kvothes sonstigen Gefühle sind wirklich gut nachvollziehbar und sehr nahegehend, egal ob es positive oder negative/ traurige Gefühle sind. Dadurch ist Kvothes Geschichte in weiten Strecken wirklich ganz wunderbar erzählt, wenn auch teilweise vielleicht ein wenig ausschweifend. Nichtsdestotrotz scheint selbst der kleinste Halbsatz seinen besonderen Sinn für die Geschichte zu haben und somit nicht überflüssig zu sein. Allerdings wird mir durch Kvothes Andeutungen und auch die Tatsache, dass Kvothe dem Chronisten seine Geschichte erzählt und wir dadurch wissen, dass er zumindest bis zum Zeitpunkt des Erzählens überleben wird, eindeutig Spannung aus dem Buch herausgenommen. Ich brauche nicht ständig atemberaubende Szenen, in denen ich mir die Fingernägel abknabbere, aber ich musste mir halt das ganze Buch über keine wirklichen Sorgen um Kvothe machen und das hab ich einfach nicht aus dem Hinterkopf bekommen. Da sind einfach zu viele Dinge vorweggenommen und dem Leser somit auch bekannt und das dämpft den Spannungsbogen. Hjnzu kommt, dass das Buch in meinen Augen mitunter doch auch auf der Stelle tritt und es nicht wirklich weiterzugehen scheint.

Grundsätzlich hat sich der anfängliche Enthusiasmus der ersten Hälfte bei mir mit der Zeit leider etwas gelegt, die totale Euphorie ist einfach weg gewesen und das hauptsächlich, weil mir Kvothe zu sehr zum Überheld mit insgesamt zu extremen Eigenschaften mutiert ist. Anfangs fand ich Kvothe wirklich wunderbar vielschichtig, ein cleveres, schlaues Bürschchen, ein wenig ein Wunderkind/ ein Genie, der aber trotzdem seinen frechen Kindskopf behält und kaum ein Fettnäpfchen umgehen kann. Es kann ihm nicht schnell genug gehen, er ist vorlaut und frech, manchmal auch ein wenig bockig, unüberlegt. Mit unter ist er aber auch gerade was die Frauenwelt angeht wirklich zuckersüß und oft genug auch total unbeholfen. Außerdem scheint er gut singen zu können und gute Sänger erobern eigentlich immer sehr schnell mein Herz :-). Auch dass ihm die Musik so viel bedeutet finde ich wunderbar, ich kann das so gut nachvollziehen und verstehen. Allerdings ist er mir irgendwann echt auch ein wenig auf den Wecker gegangen, er ist mir in all seinen Eigenschaften zu extrem dargestellt. Er traut sich zu viel zu, er ist mir fast schon zu intelligent, zu musikalisch, zu draufgängerisch, zu selbstbewusst. Dass er sich außerdem aus wirklich jeder ausweglosen Situation herausmanövrieren kann, ging mir irgendwann echt extrem auf den Geist, da hab ich mich echt gefragt, wie viele Heiligenscheine er eigentlich noch braucht. Wirklich hervorragend finde ich seine Liebe und seine Begabung in Sachen Musik in diesem Roman verdeutlicht. Ich konnte ihn regelrecht singen und spielen hören und gerade sein gerade sein großer Auftritt im Eolian war grandios! Bei dem Duett mit der geheimnisvollen weiblichen Stimme ist mir regelrecht ein Schauer über den Rücken gelaufen. Ich hatte das bislang noch nicht oft, dass ich die Musik aus dem Buch hier bei mir höre und die absolute Stimmung und Atmosphäre und Tiefe der Musik hier bei mir ankommt. Das fand ich ganz ganz megamäßig toll!!!

Wesentlich interessanter als Kvothe finde ich diverse Nebenfiguren, allen voran Bast, der zusammen mit Kvothe im Wirtshaus lebt und dessen Herkunft und Wesen bis zum Ende des Buches ein Geheimnis bleiben. Auch Abenthy, Kvothes erster Lehrer und Trapis sind mir sehr ans Herz gewachsen und die Trennung Kvothes von ihnen hat mir sehr leidgetan. Auch die verschiedenen Lehrer an der Universität sind wunderbar unterschiedlich und total faszinierend. Mit Ausnahme von Meister Hemme könnte ich jetzt nicht sagen, welchen der Lehrer ich bevorzugen würde. Auch die Damenwelt hat einige interessante Charaktere für Kvothe zu bieten, auch wenn er sich ein wenig unbeholfen anstellt und ich mit seiner Auserwählten nicht einverstanden bin, weil für mich sehr schnell klar war, dass sie ihn niemals glücklich machen wird und wenn doch, dann nicht für lange. Und ich gebe auch gerne zu, dass die beiden ein-zwei wunderbare Szene hatten, die mir ausgesprochen gut gefallen haben. Nichtsdestotrotz ist sie in meinen Augen nicht die Richtige für Kvothe, zu geheimnisvoll und undurchsichtig, was sie letztlich natürlich auch wieder spannend macht. Ich kann mir zwar schon vorstellen, dass sie ihn wirklich aufrichtig mag. Allerdings könnte sie ihn auch irgendwann genau aus diesem Grund verlassen, weil sie ihm nicht gut tun wird und sie weiß, dass er eigentlich was anderes verdient hat. Mein persönlicher weiblicher Liebling war Auri. Sie hat es mir einfach von Anfang an angetan, eine Mischung aus verrückt, Kind, erwachsene Frau und Wildkatze.

Alles in allem ist ein schöner, dichter Fantasy-Roman, keine alltägliche Queste, mit einer wunderbaren Sprache, die man auch in der deutschen Übersetzung noch spüren kann und viele Atmosphäre. Teilweise in meinen Augen etwas zu ausführlich und Kvothe, als Hauptfigur irgendwann einfach zu extrem in all seinen Charaktereigenschaften dargestellt.

[note2]

lg
kathrin
Rock the Night!