Benjamin Monferat - Der Turm der Welt

Begonnen von nirak, 26. September 2016, 19:14:29

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nirak

[isbn]978-3805250931[/isbn]

Mischung aus Krimi und historischem Roman

Paris im Jahre 1889 ist Gastgeber der Weltausstellung. Die Stadt läuft über vor Menschen, sie erstrahlt im unbekannten Lichterglanz. Aber niemand ahnt, was sich wirklich hinter der strahlenden Fassade ereignet. Nur wenige sehen die Zusammenhänge, als zwei Agenten der französischen Geheimpolizei tot aufgefunden werden.
Eigentlich ist es eher schwierig eine kurze Inhaltsangabe hier zu machen, dafür geschieht gleichzeitig einfach zu viel. Der Autor hat hier einige Handlungsstränge nebeneinandergestellt und zunächst sieht es auch so aus, als wenn die Protagonisten nicht wirklich viel miteinander zu tun hätten. Die Zusammenhänge erschließen sich erst so nach und nach. Da die Kapitel zudem auch noch recht kurz gehalten sind, hatte ich sogar zu Beginn Probleme überhaupt in die Geschichte zu finden. Es hat zwar einige Zeit gebraucht, aber dann hatte es mich auch gepackt und ich konnte kaum noch aufhören mit dem Lesen.

Etwas ungewöhnlich fand ich die Kapitelüberschriften ja schon, es beginnt mit Zündung in 59 Stunden, 51 Minuten. Also ist von Anfang an klar, etwas Großes wird passieren, nur eben was, ist die große Frage. Diese Frage klärt sich auch wirklich erst zum Schluss. Denn dieser Countdown zieht sich durch das gesamte Buch und sorgt schon damit für Spannung.

Die Geschichte wird getragen durch eine stattliche Anzahl von Protagonisten, die alle irgendwie ein Problem mit sich herumtragen. Da ist zum Beispiel der Fotograf Lucien Dantez. Er ist nicht wirklich erfolgreich, hat aber eine interessante Geldquelle gefunden. Nur ob die für ihn auch zum gewünschten Erfolg führt? An seiner Seite die Kurtisane Madeline Royal. Sie ist wohl die schillerndste Persönlichkeit in dieser Geschichte und verkörpert das lebensfrohe Paris im 19. Jahrhundert, aber auch sie hat einige Probleme.

Dann der Offizier Friedrich von Straten, er ist Deutscher und im Auftrag einer Behörde in Paris unterwegs. Er hat aber auch ein privates Problem, welches er hier klären möchte. Außerdem finden sich zahlreiche Reiche und Adlige Europas ein. Sie alle wollen die Ausstellung sehen und verfolgen ihre eigenen Ziele. Dies sind nur ein paar der zahlreichen Protagonisten, alle wichtigen aufzuzählen, würde schon wieder zu viel vom Inhalt verraten.

Der Turm der Welt liest sich wie ein Agententhriller, eben aus dem 19. Jahrhundert. Der Autor hat die Spuren sehr gut gelegt und die Handlungsstränge gekonnt miteinander verwoben. Erst zum Ende hin kommt ein wenig Licht in die Geschichte. Die Weltausstellung beschreibt er hingegen eindrucksvoll. Der historische Hintergrund wird wirklich gut wiedergegeben. Das Fremde der Ausstellung ist deutlich spürbar. Die neuen Technologien, die vorgestellt wurden und für Aufsehen gesorgt haben, lassen auch den Leser staunen. Überhaupt ist das Staunen der Menschen richtig greifbar. Gerade die Szenen, die die Weltausstellung beschreiben, haben mir besonders gut gefallen.

Auch wenn ich am Anfang so meine Probleme mit der Erzählweise hatte, vor allem mit den kurzen Kapiteln und den ständig wechselnden Handlungssträngen, habe ich mich doch gut unterhalten gefühlt. Es war mal ein etwas anderer historischer Roman. Spannend in der Handlung und nicht zu offensichtlich. Die Protagonisten waren interessante Charaktere, die ihr gesamtes Potenzial eben erst so nach und nach entfaltet haben. Gerne mehr davon!

[note2]

Annette B.

Das ist eine sehr aufschlussreiche Rezi Karin.  :bang:

Ein Wälzer mit über 700 Seiten, ganz viele kurze Kapitel und dazu noch eine ganze Menge unterschiedliche Charakter!

Hast du das Buch in einer LR gelesen? Da war dann sicher ein großer Diskussionsbedarf.

Man braucht bestimmt ein eisernes Durchhaltevermögen beim lesen.  :respekt3:

Ich glaube an so einem Werk würde ich zur Zeit verzweifeln, besonders da dieser Countdown wahrscheinlich eine nervenaufreibende Spannung aufgebaut hat.

Wahrscheinlich ist das ein Buch, welches man entweder innig liebt oder nach 15 Kapiteln entnervt in die Ecke pfeffert.  :-)

LG - Annette

Liebe Grüße Annette

Kathrin

Hach...das Buch lacht mich jetzt ja so richtig heftig an. Ich finde, das klingt ganz schön gut, wie Du das beschreibst. Ich mag auch das Setting in Paris zur Zeit der Weltausstellung. Ich hab das Buch direkt mal auf meine Wunschliste gesetzt. Danke für die schöne Rezi  :knuddel:
Rock the Night!

nirak

#3
Freut mich, wenn ich euch helfen konnte  :schmusen:

@Annette: Eigentlich wollte ich es tatsächlich in einer Leserunde bei Lovelybooks mitlesen, hab ich auch aber nur mit kurzen Beiträgen. Bis das Buch bei mir war, waren die mit der Leserunde schon fast durch und 100 bis 200 Beiträge nachträglich zu lesen war mir dann doch zu anstrengend. Ich habe das Buch freundlicher Weise vom Autor als Reziexemplar geschenkt bekommen.

SilkeS.

Hallo Nirak!

Danke für Deine Rezi, ich habe das Buch gerade wieder von der WuLi runtergeschupst.
Eigentlich hat es sich super interssant angehört, aber Agententhriller mag ich nicht sonderlich und wenn dann auch zuviele Personen mit den ganzen Problemen und Geschichten dazukommen, hört sich das nicht mehr so verlocken an.


Gruß SilkeS
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