Die Dichterin von Aquitanien - Tereza Vanek

Begonnen von Lannie, 01. September 2010, 11:44:58

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Lannie

[isbn]978-3-442-47226-0[/isbn]Verlag: Goldmann
ISBN: 978-3-442-47226-0
Seiten: 704
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: 9,95 €
ET: 07.2010

Mitte des 12. Jahrhunderts, nahe Paris

Die junge Marie wächst in einfachen Verhältnissen auf. Kurz nach dem Tod ihres trinkfreudigen Vaters erhält sie die Nachricht, sie sei die illegitime Tochter von Geoffrey VI, dem Bruder des englischen Königs Henri II, und wird nach England an den Hof gebracht. Es fällt ihr schwer, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden, und um ihre Einsamkeit zu vertreiben, beginnt Marie schließlich, heimlich zu dichten. Als Königin Eleonore von Maries Gedichten erfährt, wird diese bald zu einer ihrer Lieblingsdamen. Aber Marie zieht nicht nur Bewunderung, sondern auch viel Neid auf sich ...

Meine Rezension

Da der historische Hintergrund – Eleonore von Aquitanien, Richard Löwenherz & Co. – absolut meinem Beuteschema entspricht, war ich wirklich gespannt, was Tereza Vanek aus einem meiner Lieblingsthemen gemacht hat. Auch hatte ich bereits eine Trilogie über Marie de France gelesen – wenn auch zum Fantasy-Genre gehörend -, die mich seinerzeit sehr begeistert hat. Somit war die Messlatte recht hoch angesetzt, aber Tereza Vanek hat es geschafft, mich bis auf wenige Kleinigkeiten restlos zu überzeugen. ,,Die Dichterin von Aquitanien" war mein erster Roman, den ich von der Autorin gelesen habe und eines steht fest: es wird definitiv nicht mein letzter gewesen sein.

Tereza Vanek schreibt in einem wunderbar flüssigen und anschaulichen Stil, der mir problemlos das Mittelalter in plastischen Bildern vor Augen entstehen lassen konnte. Leider gibt es aber auch einige kleinere Fehler, die dem Lektorat nicht hätten entgehen dürfen. Vor allem zu Beginn werden einige Wörter verwechselt, was meinen Lesefluss beträchtlich gebremst hat, da der Satz plötzlich keinen Sinn mehr ergeben hat. So wird aus einem Ritter plötzlich ein Richter und statt "deiner Mutter" heißt es "meiner Mutter". Auch stimmen auf den ersten Seiten eine Zeit- und Altersangabe nicht miteinander überein. Im weiteren Verlauf der Handlung sind mir solche Ungereimtheiten nicht mehr aufgefallen und ein stolperfreies Lesevergnügen ist garantiert.

Die Handlung selbst ist von Beginn an spannend und interessant erzählt. Sie beginnt mit Maries Kindheit und obwohl ich oft Schwierigkeiten habe, Kinder bei ihren Abenteuern zu beobachten, habe ich mich hier rundherum wohl gefühlt und Marie sofort ins Herz geschlossen. Als Marie zur Frau heran wächst und sich ihr Schicksal abzeichnet, war es dann endgültig um mich geschehen. Ich habe Marie auf ihrem steinigen, abwechslungsreichen Lebensweg jeden einzelnen Moment gerne begleitet. Tereza Vanek versteht es, ihre Leser mitzureißen und in ihre Geschichte einzuschleusen und zu integrieren. Der Unterhaltungswert des Romans ist enorm und ich hatte wirklich jeden Abend große Schwierigkeiten, das Buch zum Schlafen aus der Hand zu legen. Atmosphärisch dicht erzählt und emotional berührend ist ,,Die Dichterin von Aquitanien" ein historischer Roman, der sich deutlich von der Masse abhebt, auch wenn am Ende einige Handlungsverläufe etwas unglücklich und zu bemüht erscheinen. Hier hätten manche Wege gerne anders beschritten werden dürfen, vielleicht auch, um den Leser nochmal zu überraschen oder zu schockieren.
Die Geschichte um Marie de France ist rein fiktiv, da so gut wie nichts über sie bekannt ist. Einzig ihre Lais haben die Zeit überdauert, in historischen Quellen bleibt sie eine nebulöse Figur, auch wenn es viele Spekulationen über ihre Herkunft gibt. Allerdings ist der historische Hintergrund durchaus plausibel mit Tereza Vaneks Interpretation ihres möglichen Lebens verknüpft. In ihrem Nachwort geht die Autorin ausführlich auf diesen Umstand ein und begründet, warum sie ,,dieses Leben" für ihre Marie gewählt hat. Mich hat sie absolut überzeugt!

Die Protagonistin Marie ist eine großartige, starke und ausnehmend sympathische Figur. Dass sie nicht immer die Heldin, sondern auch Opfer oder Zuschauerin ist, macht sie zu einer realistischen und glaubhaften Titelfigur, die ich unheimlich gerne auf ihrem Lebensweg begleitet habe. Zwar konnte ich sie nicht immer verstehen, aber sie handelt immer ihrem Charakter entsprechend und bleibt damit eine plausible Figur. Das männliche Pendant, Jean, hat nicht nur Marie zum Träumen gebracht, sondern auch mich begeistert, obwohl er zunächst so gar nicht der strahlende Held in glänzender Rüstung ist. Aber er entwickelt sich und wird im Laufe seines Reifen zu einem wirklich interessanten, starken Mann, der jedes Frauenherz höher schlagen lässt.
Aber nicht nur die beiden Protagonisten überzeugen, auch die Nebenfiguren sind gut ausgearbeitet und dynamisch, glaubwürdig und faszinierend.
Ebenso die historischen Persönlichkeiten, die durchaus polarisieren könnten. Jeder der bereits Romane über diese Zeit gelesen, sich vielleicht sogar eingehender damit beschäftigt hat, wird sich vermutlich sein ganz persönliches Bild von Henry II., Richard Löwenherz und Eleonore von Aquitanien gemacht haben. So auch ich und an meinen Vorstellungen hat Tereza Vanek zum Teil ganz schön gerüttelt. Gerade Richard hat die Autorin nicht mit verklärtem Blick zurück ins Leben gerufen, sondern zeigt Seiten an ihm auf, die nicht unbedingt liebenswert erscheinen. Auch Eleonore von Aquitanien ist hier der eher überhebliche Typ, auf den bestmöglichen Vorteil für sich und ihre Söhne, vor allem Richard, bedacht. Henry II. ist der bullige, laute, zu starken Temperamentsausbrüchen neigende König, wie er zumeist geschildert wird. Das macht den großen Reiz der historischen Persönlichkeiten aus. Sie sind lebendig und greifbar, nachvollziehbar in ihrem Handeln und äußert wandlungsfähig. Besonders gefreut hat mich, dass sie nicht einfach nur zur Ausstattung des Romans gehören und als Statisten fungieren, sondern beträchtliche Rollen in der Handlung einnehmen und Maries Leben aktiv begleiten und zum Teil sogar lenken.

Der Verlag hat sich viel Mühe gegeben, das Buch ansprechend zu gestalten und hat neben einer zeitlichen Abfolge der wichtigsten historischen Ereignisse, auch einen Stammbaum und eine Karte als unerlässlich angesehen. Das wirklich ausführliche Nachwort der Autorin rundet die Handlung ab, so dass der Liebhaber historischer Romane zufrieden mit dem Buch abschließen kann.

Fazit

Das Buch kam mir unter, als ich gerade so gar nichts mehr mit historischen Romanen anfangen konnte – eigentlich mein bevorzugtes Genre -, aber da mich das Thema reizte, gab ich ,,Die Dichterin von Aquitanien" wenigstens eine Chance. Belohnt wurde ich mit einem mitreißenden, überzeugenden Roman, der mich ausnehmend gut unterhalten hat und der mir endlich wieder richtig Lust auf mein Lieblingsgenre gemacht hat. Vielen Dank, Tereza Vanek!

Meine Bewertung

[note2+]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

nirak

Rezension

,,Die Dichterin von Aquitanien" ist mein erster Roman den ich von Tereza Vanek gelesen habe. In einem leicht zu lesenden Stil entführte mich Fr. Vanek an den Hof der Herzogin von Aquitanien. Ich erlebte eine aufregende Zeit unter Hofdamen, Rittern und einer großartigen Dichterin. Diese Geschichte hatte mich schon nach den ersten Seiten in ihren Bann gezogen und lies mich auch nicht mehr los. Was sicherlich mit daran lag, dass es sich hier nicht um rein fiktive Protagonisten handelt. Die französische Dichterin Marie de France hat tatsächlich gelebt. Auch wenn ihr Leben nicht vollständig dokumentiert wurde hat sie doch einige Werke der Nachwelt hinterlassen. Außerdem schildert die Autorin das Leben am Hofe der Herzogin Alienor von Aquitanien. Sie war die Gatten von Henri II. Für mich eine der aufregendsten Frauen des 12 Jahrhunderts. In lebhaften Bildern schildert die Autorin die Orte und die Lebensweise der Menschen am Hofe Alienors. Und zwar so intensiv das ich lebhafte Bilder vor meinen Augen hatte. 

Tereza Vanek hat hier glaubwürdig Fiktion und wahre Begebenheiten mit einander vermischt, so dass eine gute Geschichte entstanden ist. So wie sie das Leben der Dichterin Marie beschrieb, könnte es durchaus gewesen sein. Die Ereignisse um die Königsfamilie sind hier ein ganz toller Rahmen für ein aufregendes Leben einer jungen Frau in ihrer Zeit.
So wurden Marie und ihre Vertrauten schnell zu Freunden, die ich am Ende ungern gehen lassen wollte.

Das tolle Zusatzmaterial rundet das Gesamtbild ,,der Dichterin von Aquitanien" ab. Denn es befinden sich gleich am Anfang eine Zeittafel und ein Stammbaum der Könige. Außerdem gibt es eine Karte Europas aus dem 12 Jahrhundert und am Ende befindet sich ein ausführliches Nachwort der Autorin. Hier geht Frau Vanek noch einmal darauf ein, was Fiktion und Wahrheit ist. Mir hat dieses Nachwort sehr gut gefallen, ich mag es immer zu wissen, was warum geschrieben wurde und was der Wahrheit entspricht oder reine Fiktion ist.
Für mich war dieser Roman mit 703 Seiten viel zu kurz. Ich hätte sehr gern noch mehr über die Dichterin und ihre Freunde gelesen. 

Bewertung: [note2+]

DG7NCA

 :kopfkratz: wie soll ich es beschreiben.

Das es hauptsächlich um Marie gehen würde war mir klar, und es war auch eine schöne Geschichte Maries Leben mitzuerleben. Aber: Irgendwo fehlte mir das gewisse etwas es war kein Herausragendes Ereigniss was einen überrascht hätte. Über die geschichtlichen Personen habe ich schon viel gelesen, sachlich wie fiktiv.
Marie jedoch war mir immer irgendwie , ich weiß nicht vernünftig, brav farblos obwohl die Autorin es eindeutig nicht so beabsichtigt hatte.
Als Film wäre es ein schöner Familienfilm ohne allzuviel Action die man gut auch verallgemeinert darstellen kann.

meine Wertung: [note3]
Liebe Grüße    
DG7NCA/Carola


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