Der neue Gablé

Begonnen von Steffi, 23. Februar 2011, 18:45:18

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

nirak

Hallo Kathrin  :winken:
ich habe das Buch ja schon gelesen und genau die Punkte die du hier ansprichst, haben den meisten Teilnehmern in der Leserunde nicht gefallen. Ich fand die Liebesgeschichte jetzt nicht so störend und auch das es nicht so oft nach Waringham ging fand ich ok.
Ich bin gespannt was du weiter sagen wirst.
lg
nirak

Kathrin

#16
So, dann will ich doch noch mal gucken, ob ich nach 550 Seiten inzwischen mehr sagen kann...ohne natürlich zu viel zu verraten.

Ich glaube inzwischen, dass mir das Buch, für diese Komplexität an Themen und Schauplätzen zu dünn ist...ja auch ein Buch mit 950 Seite kann zu dünn sein. Gerede bei den Eleanor/ Elisabeth-Passagen finde ich kommt der historische Hintergrund lange nicht so gut rüber, wie ich das von RG gewohnt bin. Da kommt zu den geschichtlichen Themen (Schottland/ Mary Stewart, Elisabeths "Nicht-Heirats-Pläne und Streitereien zwischen den unterschiedlichen Seiten in Elisabeths Gefolge) noch die Problematik der Liebesgeschichte zwischen Eleanor und Gabriel, die Zukunft ihrer Kinder und die Frage nach dem Waringham-Erbe dazu. Für all diese Nebenschauplätze reichen die Seiten nicht wirklich aus. Hinzu kommt dann noch der Isaac-Strang mit der Seefahrerei, den man bei Elisabeth aber auch nciht weglassen kann und er auch genügend Raum benötigt um in sich rund zu sein. Ich will nicht sagen, dass es nicht in sich stimmig oder unrund wäre, das ist es nicht, aber ich habe das Gefühl, als ob die Geschichte nicht komplett wäre, als ob Seiten fehlen. Die Verknüpfung der beiden Erzählstränge besteht zwar, aber sie ist lange nicht so dicht wie seinerzeit in "Das Spiel der Könige" zwischen den Blanche- und Julian-Strängen.

Grundsätzlich mag ich die Isaac-Passagen lieber als die Eleanor-Passagen. Aber auch Isaac ist mir bislang noch nicht so wirklich ans Herz gewachsen, wie ich es von anderen Waringham her kennen. Mein Liebling aus dem Vorgängerband, Isaacs und Eleanors Bruder Francis ist zu einem kompletten Langweiler geworden, sehr schade, der war so zucker als Kind!!! Und grundsätzlich lese ich halt auch lieber Geschichten die in England spielen als auf hoher See. Nur kann RG ja nicht einen zweiten Roman über die Rosenkriege oder den 100-jährigen Krieg schreiben. Aber über Aelinor und Henry II und deren Kinderschar...aber das will sie ja nicht  :heul:

Außerdem ist mir bei der ein oder anderen Person inzwischen aufgefallen, wie sehr RG ihre Leser polarisieren kann. Das hat mich bei der Frage zwischen Lancaster und York nicht gestört, aber hier habe ich immer mehr den Eindruck, dass sie Elisabeth nicht mag. Und Mary Stewarts dritten Ehemann, Lord Bothwell hat sie so extrem böse dargestellt, dass es mich richtig stört.

Im Prinzip sind es viele kleine Kritikpunkte, die sich aber für mich untypisch in einem RG-Roman häufen. Da bin ich gerade entsetzlich traurig drüber. Und wenn es kein RG-Buch wäre, hätte ich ggf. schon abgebrochen.

LG
Kathrin
Rock the Night!

Wiebke

Hi Kathrin und der Rest!

Schön, dann bin ich ja nicht alleine!

Ich habe nach dem Urlaub sofort mein laufendes Buch weggelegt und mit dem Gablé angefangen. Und ich hab gewartet und gewartet, dass sich dieses "Waringham-Feeling" einstellt. Das kam nicht so richtig. Nun sind auch beide Hauptdarsteller nicht so richtig heimisch in Waringham. Ich hab immer drauf gewartet, dass Isaac nun Earl wird und anfängt, in Waringham sein Zuhause zu finden. Auf der anderen Seite dachte ich dann auch immer mal, das das schon öde wäre, wenn sich jetzt wieder das klassische Waringham-System abspielt. Und das hat es ja auch nicht.
Mir zischte zwischendurch durch den Kopf, dass das vielleicht sogar RG's Problem mit diesem Buch war: einen neuen Waringham zu schreiben ohne ständig das gleiche Konstrukt zu wiederholen. Durch die beiden Protagonisten, die beide andere und eigentlich auch interessante Wege einschlagen hat sie das ja auch hinbekommen.

Aber irgendwie....stimmt damit trotzdem was nicht. Das Gefühl ist eben genauso, als wenn diese Geschichte ihr diesmal eben nicht so aus der Hand geflossen ist, sondern konstruiert werden musste, damit es einen neuen Drall bekommt.

Dabei finde ich sowohl Issac's Job als auch die Funktion von Eleanor total spannend, aber bei Issac hätte ich mir eine engere Verbindung zu Drake gewünscht (wobei sie im Nachwort ja auch beschreibt, dass er kein so heldenhafter Charakter war, dann ist es vllt. Auch schwierig, eine Hauptperson so eng daran zu binden). Und bei Elisabeth merkt man, dass RG mit ihr nicht warm ist, sie aber nunmal die große Rolle einnehmen musste.

Vielleicht hätte sie besser daran getan, Eleanor an Cecil zu binden, dann hätte sie Elisabeth aus größerer Distanz und damit garstiger darstellen können, so wie sie es mit Henry VIII gemacht hat. Und mit Eleanors Rolle als Spionin hätte sie auch gut zu ihm gepasst.
An der Stelle finde ich auch die engere Bindung an die Bruderschaft der Diebe gut und passend- und es ist einer neuer Aspekt im Warinham-Universum, eine gute Idee von ihr, um etwas Neues in die Reihe zu bringen.
Ich finde aber die Liebesgeschichte zwischen Eleanor und Gabriel irgendwie blass. Grade mit dem Vertrauenskonflikt zwischen den beiden hätte da viel mehr drin sein können, aber das Feeling kommt nicht richtig raus.
Auch dass - hieß sie Alison?- bei Isaac so plötzlich nachgibt, war mir zu kurz. Ich hab den Sinn ihrer Widerstände vorher nicht richtig erfassen können, obwohl sie das ja erklärt. Aber im selben Atemzug schmeißt sie es dann über Bord. So nachdem Motto: Nein, ich hab mich jahrelang geweigert, weil das echt wichtig war- aber jetzt plötzlich ist es auch egal!

Ich gebe dir recht, das wirkt so huschhusch, da hätten Seiten gefehlt, auf denen den Liebesgeschichten mehr Raum gelassen wird, auch die Konflikte zu erklären. Da hat sie diesmal wirklich viel durch Sex ersetzt.

Ich finde auch, dass es insgesamt vielleicht garnicht die Geschichte ist, die unrund ist, das ist sie. Aber das Waringham-Feeling ist es nicht.

Der Band ist so geraten, dass ich am Schluss wirklich dachte, dass RG sich jetzt zu keinem weiteren Waringham bequatschen lassen sollte, wenn sie selbst nicht eine wirklich tolle Idee dazu entwickelt und es mit Begeisterung "laufen lassen" kann.
Dann lieber kein Waringham mehr.

LG Wiebke

Kathrin

Hallo Wiebke, :knuddel:

Zitat von: Wiebke in 11. Oktober 2015, 11:30:31
Mir zischte zwischendurch durch den Kopf, dass das vielleicht sogar RG's Problem mit diesem Buch war: einen neuen Waringham zu schreiben ohne ständig das gleiche Konstrukt zu wiederholen. Durch die beiden Protagonisten, die beide andere und eigentlich auch interessante Wege einschlagen hat sie das ja auch hinbekommen.
Damit kannst Du gut recht haben. Ich werde wahrscheinlich nächsten Samstag zur Buchmesse gehen. RG ist am Lübbestand von 10 - 13 Uhr und ab 12 Uhr ist wohl Fantreffen. Da will ich dann hin und mal gucken ob man da etwas mehr erfährt.

Zitat von: Wiebke in 11. Oktober 2015, 11:30:31
Und bei Elisabeth merkt man, dass RG mit ihr nicht warm ist, sie aber nunmal die große Rolle einnehmen musste.
Ja, das ist mir auch aufgefallen.

Zitat von: Wiebke in 11. Oktober 2015, 11:30:31
Vielleicht hätte sie besser daran getan, Eleanor an Cecil zu binden, dann hätte sie Elisabeth aus größerer Distanz und damit garstiger darstellen können, so wie sie es mit Henry VIII gemacht hat. Und mit Eleanors Rolle als Spionin hätte sie auch gut zu ihm gepasst.
Wäre vielleicht die bessere Variante gewesen.

Zitat von: Wiebke in 11. Oktober 2015, 11:30:31
Der Band ist so geraten, dass ich am Schluss wirklich dachte, dass RG sich jetzt zu keinem weiteren Waringham bequatschen lassen sollte, wenn sie selbst nicht eine wirklich tolle Idee dazu entwickelt und es mit Begeisterung "laufen lassen" kann.
Dann lieber kein Waringham mehr.
Hast Du mit meiner Schwester gesprochen? Die hat gestern am Telefon etwas sehr ähnliches gesagt. Und ich denke auch,  dass es vielleicht besser wäre, die Waringham jetzt mal ad acta zu legen.

Ich war übrigens von dem Ende überrascht. Ich finde, das ging alles viel zu schnell. Da ist der Kampf gegen die spanische Armada, Eleanor und Gabriel heiraten und dann ist Schluss? Passiert da nix mehr in Elisabeths Regierungszeit? Irgendwie fehlt mir da ein runder Abschluss. Durfte das Buch keine 1000-Seiten mehr dick sein?

Meike war übrigens bei der Bustour zu "Der Palast der Meere" und RG war auch da. Das nächste Buch wird die Fortsetzung von "Das Haupt der Welt" und danach soll es wohl zurück ins engl. Mittelalter gehen. Welche Zeit genau wollte sie sich aber noch nicht festlegen. Ggf. Henry III, über den ich glaub ich gar nix weiß. Da will ich am Samstag mal nachhaken, vielleicht wird sie ja konkreter.

LG
Kathrin
Rock the Night!