Die Gerechte - Peter Swanson

Begonnen von Inge78, 23. Januar 2017, 11:43:37

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Inge78

Ein kluger Krimi mit überraschenden Wendungen

[isbn]B01G1ULHZ4[/isbn]

Ted begegnet einer schöner Fremdem am Flughafen und als er ihr erzählt dass seine Frau ihn betrügt bietet sie an, ihm zu helfen seine Frau zu töten. Doch welche Motive hat die mysteriöse Lily?

Dieser Thriller oder eher Krimi war wirklich toll zu lesen. Der Autor hat eine wunderbare Schreibweise, so dass man immer mittendrin in der Handlung ist. Die Personen jedoch sind schwer zu greifen, insbesondere Lilys Motivation  bleibt lange unklar. Anders als bei anderen Büchern konnte ich mich mit keiner der handelnden Personen wirklich identifizieren, ich habe das Gefühl sie bleiben bewusst wage und distanziert. Auch die Handlung folgt nicht de üblichen Spannungsbogen eines Thrillers. Dafür überrascht der Autor mit der einen oder anderen für mich unvorhergesehen Wendung. Bis zum Ende konnte mich das Buch immer wieder überraschen. Auch die Beschreibung der eigentlichen Bluttaten kommt ganz Thriller untypisch ohne viel Blut aus.

Wer keinen typischen Thriller erwartet sondern sich auf ein Buch mit ungewöhnlichen Charakteren und wirklich guter Sprache einlässt wird Die Gerechte wirklich als Page Turner empfinden.

Und auch der Titel ist absolut passend.

[note2]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

Und hier meine - deutlich abweichende - Meinung zu dem Buch:

,,Die Gerechte" von Peter Swanson erschien im Januar 2017 auf Deutsch, hatte aber bereits in den USA und auch in Großbritannien vielversprechende Kritiken bekommen, die mich auf das Buch sehr neugierig gemacht haben. Zudem verspricht der Klappentext des als Thriller deklarierten Romans spannende Lesestunden.

Die Geschichte wird zunächst aus der Perspektive von Ted und von Lily erzählt, die sich in einer Flughafenlounge kennenlernen. Ted erzählt Lily im Laufe des Gesprächs, dass seine Frau Miranda ihn betrügt und er sie deswegen am liebsten umbringen würde, worauf Lily ihm anbietet, ihm bei dem Mord zu helfen.

Vor allem die Abschnitte aus Lilys Perspektive sind sehr interessant, weil wir hier Abschnitte aus ihrer Jugend und Studentenzeit erzählt und somit auch einen Einblick in Lilys Gedankenwelt und Gerechtigkeitsempfinden bekommen. Auch wenn Lilys Gedanken nicht die meinen sind, so ist Lily doch die einzige der Romanfiguren in ,,Die Gerechte" die bei mir als Leser wirklich ankommt. Vielleicht liegt das daran, dass ihr Handeln zu ihrer kalten Logik und ihrem Gerechtigkeitssinn passt. Bei allen anderen Figuren empfinde ich diese Gefühlskälte und Emotionslosigkeit als nervend, denn z.B. Teds Hass angesichts von Mirandas Ehebruch kommt bei mir überhaupt nicht an. Bei mir war es teilweise schon soweit, dass ich die Herren der Schöpfung die vermutlich nicht zufällig ähnlich klingende Namen hatten (Chet, Brad, Ted) nicht mehr richtig auseinander halten konnte. Selbst Miranda, aus deren Perspektive später weitere Abschnitte erzählt werden, und Lily konnte ich, wenn ich kurzzeitig vom Lesen abgelenkt war, nicht mehr richtig von einander trennen. So etwas stört mich!

Aber ich hätte damit leben können, wenn das Buch an anderer Stelle das gehalten hätte, was ich erwartet hatte: einen echten spannenden Thriller. Nur leider war das Buch in meinen Augen absolut unspannend und total thriller-untypisch und unblutig. Aber genau auf so etwas hatte ich Lust. Auch der Stil des Autors war in keiner weise irgendwie herausragend sondern in meinen Augen total gewöhnlich. Teilweise nervten mich die vielen langatmigen Wegbeschreibungen sogar sehr. An sich will ich zwar immer wissen, wo sich meine Romanfiguren gerade befinden, aber hier hat Peter Swanson in meinen Augen echt etwas übertrieben. Zumal diese Wegbeschreibungen auch teilweise unnötig und für die Ereignisse irrelevant waren, wenn auch sicherlich nicht alle Wegbeschreibungen.

Nichtsdestotrotz mochte ich die Idee des Buches und die Ereignisse und Wendungen waren auch gut durchdacht, aber ich wollte deutlich mehr Thrill. Wäre Lily als Hauptfigur nicht gewesen und hätte ich nicht zwingend wissen wollen, ob und wie sie aus der Sache rauskommt, hätte ich das Buch vermutlich nicht beendet.

Bewertung:
[note3-]
Rock the Night!