Merlin, Isabelle: Drei Wünsche und ein dunkler Fluch

Originaltitel: Three Wisches
Verlag:
cbj
erschienen:
2011
Seiten:
384
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3570400972
Übersetzung:
Sonja Häußler

Klappentext:

Als die 16-jährige Rose in ihrem Blog drei Wünsche äußert, ahnt sie nicht, dass sich ihr ganzes Leben ändern wird. Plötzlich taucht ein elegant gekleideter Fremder auf und verkündet ihr, dass sie einen adligen Großvater in Frankreich hat, der sie auf sein Schloss einlädt. Schnell findet sie Gefallen an ihrem neuen Leben – und an Charlie, einem bezaubernden Jungen, der ebenfalls ganz begeistert von Rose ist. Aber als sie beginnt, mehr über ihre Familie zu erfahren, wird aus dem Märchen ein Albtraum. Und entsetzt begreift sie, dass ihr jemand nach dem Leben trachtet …

Rezension:

Rose ist eine australische Schülerin, die bei ihrer Tante wohnt, seit ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Jenny, und ihre Tante, kommen finanziell gerade gut genug über die Runden, aber es bleiben einige Wünsche offen. Rose, die Schriftstellerin werden möchte, spielt seit ihrer Kindheit dieses kleine Spiel, bei dem sie aufschreibt, welche drei Wünsche sie äußern würde, wenn sie einer guten Fee, wie der aus dem Märchen, begegnete. Als ihre Lehrerin die Schüler auffordert, einen eigenen Blog zu schreiben, steht Roses Entschluss schnell fest: Ihrer soll „Die drei Wünsche“ lauten. Und wie im Märchen gehen Roses Wünsche in Erfüllung.

So beginnt die Geschichte um Rose Dumerle. Ja, auch ich habe diesen Namen zuerst deutsch ausgesprochen und gelacht. Aber es stellt sich nach einigen Seiten heraus, dass Roses Vater seinen Namen geändert hat, nachdem er nach Australien gegangen ist. Der richtige Familienname lautet Du Merle, ist französisch, und was er sowohl übersetzt als auch für Roses Leben bedeutet, hat mit dem Erfüllen ihrer drei Wünsche zu tun: Sie möchte keine Geldsorgen mehr haben und etwas großartiges, worüber es sich zu schreiben lohnt, soll geschehen.

Etwas unheimlich sind allerdings die seltsamen Kommentare von einem gewissen Koschei, die auf ihrem Blog erscheinen. Außerdem passieren einige seltsame, wenn nicht gar magische, Ereignisse – Rose findet perfekte silberne Tanzschuhe, sie begegnet der Hexe (?) aus Hänsel und Gretel und kann Stimmen in ihrem Kopf hören. Trotz einiger Anspielungen auf verschiedene Märchen, ist dieser Roman fast völlig in der Realität angesiedelt. Die märchenhaften, magischen Aspekte sind sparsam eingesetzt, so dass sie in der Tat wahr sein könnten.

Rose ist eine sehr sympathische Protagonistin. Und da es sich hier um ein Jugendbuch handelt, fehlt auch die übliche Liebesgeschichte nicht. Auf dem Klappentext erwähnt ist Charlie, ein seltsamer, aber gut aussehender Junge, der wie aus der Vergangenheit zu sein scheint. Und, wie sollte es anders sein, der obligatorische Gegenspieler taucht wenige Seiten später auf. Die Liebesgeschichte war nett, hat mich aber nicht gänzlich überzeugt. Roses Herzensentscheidung schwankt sehr plötzlich und ihr Vertrauen scheint mir zu leichtfertig.

Ihr Leben ändert sich vollkommen. Auch das nimmt Rose, ohne ihrer alten Heimat eine Träne nachzuweinen, hin.
Der Roman endet mit einem spannenden Showdown, der keine Fragen offen lässt. Die Geschichte ist abgeschlossen. Sie reicht für 380 Seiten, ich bin aber trotzdem froh, dass es keinen weiteren Teil gibt. Insgesamt hätte man aus der Idee von drei in Erfüllung gehenden Wünschen nämlich mehr machen können. Das Magische hätte ruhig ein wenig ausufernder sein dürfen – hier hätte es gepasst, wenn es nicht für alles eine rationale Erklärung gegeben hätte.

Außerdem stellt sich der titelgebende Fluch eher als Eifersuchtsgeschichte heraus denn als wirklich alter Familienfluch, wie er Rose weisgemacht werden soll. Bei der Einsortierung dieser Rezension in eine Sparte habe ich mich auch deshalb nicht für „Paranormal“ entschieden. In dieser Sparte spielen ja mittlerweile die meisten Jugendbücher. Um ein Jugendbuch handelt es sich hier sicherlich, nicht zuletzt aufgrund der Sprache, die zwar einfach aber nicht enervierend simpel ist.

Insgesamt aber eine nette Geschichte für einen Sonntag auf dem Sofa.

Note: 3

Loibelsberger, Gerhard: Todeswalzer

Verlag: Gmeiner
erschienen:
2009
Seiten:
414
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
383921467X

Klappentext:

Wien 1914. Zeitgleich mit Erzherzog Franz Ferdinand wird ein junger Mann ermordet. Inspector Nechyba kehrt aus seiner Kur zurück nach Wien, um die Ermittlungen zu übernehmen. In einer Atmosphäre des patriotischen Wahns und der Kriegshetze sucht er einen Serienmörder, der im Huren- und Zuhältermilieu sein Unwesen treibt. Während die Schlachten des Ersten Weltkriegs beginnen, kommt Joseph Maria Nechyba einer traumatisch gestörten Persönlichkeit auf die Spur, die ihre Opfer gnadenlos abschlachtet.

Rezension:

Ich habe mich sehr auf diesen Roman gefreut, vor allem, weil durch die Pressestimmen auf dem Klappentext auch Altwiener Rezepte und Kaffeehausatmosphäre versprochen werden. Da fragt man sich doch, ob Journalisten nur schreiben oder auch lesen. Von der Kaffeehausatmosphäre war nämlich leider nur am Rande etwas zu spüren, nämlich dann, wenn der dicke Kommissar wieder einmal essen geht. Das tut er sehr oft. So oft, dass es dem Leser zu den Ohren rauskommt. Hat der Autor hier einen Textbaustein verwandt, den er zigmal geringfügig variiert, um eine gewisse Seitenanzahl vollzubekommen?

Nechyba, die Hauptfigur und Ermittler in diesem Krimi ist mir eher unsympathisch. Er ist nicht nur ein Fresssack, sondern auch ein Schläger und voll von Vorurteilen. Außerdem empfand ich ihn als zu modern für einen Roman, der im Jahr 1914 spielt.  Daher kam bei mir auch nur wenig vom versprochenen Wiener Schmäh, dass ich normalerweise recht charmant finde, an. Der Vollständigkeit halber sei aber erwähnt, dass auf jeder Seite mehrere Begriffe und Aussagen im Wiener Dialekt auftauchen. Diese sind in der Regel mit einer Fußnote erklärt. Echte Wienfans kommen daher schon auf ihre Kosten. Auch Örtlichkeiten werden mehrfach benannt, aber leider kaum beschrieben. Mit alten österreichischen Familiennamen kenne ich mich leider nicht aus, vielleicht belehrt mich ja jemand eines besseren. Aber mir kamen die Namen wenig authentisch vor. Nechyba, Karminsky, Pospischil. Hieß man so früher wirklich?

Der Kriminalfall an sich ist unspektakulär. Das Ende ist wenig originell, aber wenigstens nicht voraussehbar. Gelacht habe ich allerdings an einer Stelle, die ich hier kurz zitieren möchte:

„Sind sie der Herr Graf?“
Der Große gab ihm einen Rempler und ergänzte: „Der Fotograf wollte er sagen.“

Sprachlich finde ich den Roman interessant aufgrund des großen Teils im Wiener Dialekt. Ansonsten ist er nicht übermäßig anspruchsvoll. Ich denke aber trotzdem dass er einen gewissen literarischen Anspruch hat, der über gewöhnliche Unterhaltungsliteratur hinausgeht. Ich habe immer wieder an Gerhard Roth „Am Abgrund“ denken müssen. Ach ja, auf dem Klappentext steht, dass die Handlung während des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs spielt. Das stimmt. Und Loibelsberger fügt auch ein letztes Kapitel und einige wenige Passagen ein, in denen der Krieg eine Rolle spielt. Für die Haupthandlung ist dies jedoch völlig irrelevant.

Was hier größtenteils wie ein Verriss klingt, ist in Wirklichkeit keiner. Ich habe mich beim Lesen, es waren ja auch nur wenige Stunden, nicht gelangweilt. Aber ein weiterer Loibelsberger kommt mir erstmal nicht in den SUB.

Note: 3-