Heitz, Markus: Des Teufels Gebetbuch

Verlag: Knaur
erschienen:
2017
Seiten:
 672
Ausgabe:
Klappenbroschur
ISBN:
3426654199

Klappentext:

Der ehemalige Spieler Tadeus Boch gelangt in Baden-Baden in den Besitz einer mysteriösen Spielkarte aus einem vergangenen Jahrhundert. Alsbald gerät er in einen Strudel unvorhergesehener und mysteriöser Ereignisse, in dessen Zentrum die uralte Karte zu stehen scheint. Die Rede ist von einem Fluch. Was hat es mit ihr auf sich? Wer erschuf sie? Gibt es noch weitere? Wo könnte man sie finden? Dafür interessieren sich viele, und bald wird Tadeus gejagt, während er versucht, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Plötzlich steigt der Einsatz: Es ist nicht weniger als sein eigenes Leben.

Rezension:

Wieder einmal ist Erfolgsautor Markus Heitz mit seinem Mystey-Thriller „Des Teufels Gebetbuch“ ein absolut spannender Bestseller gelungen. Ich hatte zunächst Bedenken, dass er mir wieder einmal zu brutal und metzelnd sein könnte, aber ich habe vermutlich schon zu viele Bücher von ihm gelesen, als dass mich das noch schrecken könnte.

Die Basis des Buches bilden ein altes Set aus Spielkarten und das Kartenspiel „Supérieur“, das auf unterschiedliche Art und Weise gespielt werden kann. An und für sich ein harmloses Kartenspiel, es sei denn man spielt die historische Variante, bei der das Ziehen des Pik As den Tod des Spielers zur Folge hat. Als ihr Verlobter Enrico unerwartet stirbt, macht sich die junge Ärztin Hyun zusammen mit dem ehemaligen Spieler Tadeus Boch daran, das Rätsel um das Kartenspiel und die unheimlichen alten Karten zu lüften.

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Gedge, Pauline: Pharao

Originaltitel: The Twelfth Transforming
Verlag:
rororo
erschienen:
1988
Seiten:
574
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3499123355
Übersetzung:
Margaret Carroux & Ulla de Herrera

Klappentext:

Echnatons Vater Amenophis III hat Ägypten Wohlstand und Frieden beschert. Eigentlich sollte sein älterer Sohn, Thutmosis, sein Nachfolger werden. Da der aber vor seinem Vater stirbt, gelangt Amenophis IV, der sich später Echnaton nennt, auf dem Thron. Unter seiner Herrschaft geht das Land fast unter. Amenophis gründet eine neue Hauptstadt und verehrt nicht mehr den Gott Amun, sondern Aton und ändert seinen Namen …

Rezension:

„Pharao“ von Pauline Gedge spielt im 14. Jahrhundert v. Chr. im Alten Ägypten und erzählt die Geschichte von Pharao Echnaton, seiner Mutter Teje und der berühmten Nofretete, eine von Echnatons Hauptfrauen.

Der Roman ist 1984 erschienen und außer heutiger Sicht „leider“ ein „Kind seiner Zeit“, denn die Autorin schildert die Geschichte auf Basis der damaligen Forschungsergebnisse. Ich selbst habe das Buch nahezu 30 Jahre nach der Veröffentlichung gelesen. Gerade am Anfang des Romans habe ich mich ein wenig über die Geschichte und Fakten über Pharao Echnaton informiert, um besser in die Geschichte reinzukommen, zumal es für mich der zweite Anlauf mit diesem Buch war. Da die Forschung heute deutlich weiter ist und viele der damaligen Fakten, inzwischen widerlegt sind, fällt mir die Bewertung ein wenig schwer, da ich das Buch nicht mehr als „glaubhaft“ einstufen kann. Ich weiß zwar, dass es ein Roman ist, aber bei historischen Romanen ist für mich das Hauptkriterium, dass ich mir vorstellen kann, dass es tatsächlich so war, wie der Autor/ die Autorin es darstellt und durch mein angelesenes (trotzdem noch rudimentäres) Basiswissen, kann ich das hier leider nicht. Es mag unfair sein, denn eigentlich hat Pauline Gedge nichts falsch gemacht und sehr gut recherchiert. Trotzdem wäre mir ein moderner historischer Roman über Echnaton mit den Forschungsergebnissen der heutigen Zeit lieber gewesen.

Dennoch ist der Roman mit den Forschungsergebnissen der damaligen Zeit in sich rund und schlüssig erzählt. Die Autorin hat sich die damaligen Spekulationen um verwandtschaftliche Verhältnisse (z.B. Nofretetes Herkunft) zu Nutze gemacht und ihrem Roman einen gewissen familiär-verwandtschaftlichen „roten Faden“ gegeben, den sie konsequent durchzieht.

Das Alte Ägypten, die Kultur, Politik und gerade Pharao Echnaton faszinieren mich sehr und die Rolle, die Pauline Gedge Teje, Echnatons Mutter, und deren Bruder Eje in diesem Roman zuweist, ist äußerst spannend. Allerdings ist mir keine der Figuren so richtig ans Herz gewachsen, zumindest keine der Hauptfiguren. Sie sind von ihrer politischen Rolle her zwar äußerst spannend, aber sie sind zu intrigant, um wirklich mit ihnen mitfiebern zu können. Bestes Beispiel ist auch Echnaton selbst, der zum Spielball aller Anderen wird, die gegen ihn intrigieren bzw. mit ihm spielen. Gleichzeitig erscheint er jedoch auch unsympathisch und übt dadurch nur wenig Faszination auf mich aus. Umso erstaunlicher, dass ich bei seinem Tod doch das ein oder andere Tränchen verdrücken musste. Einige der Randfiguren mochte ich hingegen sehr, allen voran Ti-ah oder Mutnodjme, aber durch den inzestuösen Schwerpunkt wurden diese Figuren etwas stiefmütterlich behandelt.

Das Buch final zu bewerten fällt mir nicht leicht, zumal ich den Erzählstil der Autorin teilweise etwas langatmig und ausschweifend fand und keine Nähe zu den Figuren aufbauen konnte. Wenn mich der geschichtliche Hintergrund nicht so brennend interessiert hätte, hätte ich das Buch vermutlich nicht beendet. Alles in allem denke ich, dass mir eine Landkarte, ein Personenregister und ein Nachwort der Autorin (auch wenn es die damaligen Forschungsergebnisse beinhaltet hätte) schon viel geholfen hätte, denn dann hätte ich vielleicht nicht so oft im Internet nachgeschaut, wie es denn nur „wirklich“ war mit Echnaton und Co und mir somit die heutigen Forschungsergebnisse weniger genau angeschaut.

Note: 2-

Simmons, Dan: Drood

Originaltitel: Drood
Verlag:
Heyne
erschienen:
2010
Seiten:
976
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3453408063
Übersetzung:
Friedrich Mader

Klappentext:

London im Jahr 1865: Bei einem dramatischen Eisenbahnunglück finden etliche Menschen den Tod. Unter den Überlebenden ist der bedeutendste Schriftsteller seiner Zeit: Charles Dickens. Doch nach diesem Ereignis ist Dickens nicht mehr derselbe. Wie besessen macht er sich auf die Suche nach einem mysteriösen Mann namens Drood. Aber wer oder was ist Drood wirklich? Und kann es sein, dass Charles Dickens in seinen letzten Lebensjahren zum kaltblütigen Mörder wird?

Rezension:

„Drood“ von Dan Simmons ist ein Mystery-Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht und die letzten Jahre des großen Autors Charles Dickens als Hintergrundthema hat. Alles beginnt mit dem schweren Eisenbahnunglück von Staplehurst, Kent im Juni 1865, das der berühmte Autor, ohne größeren körperlichen Schaden erlitten zu haben, überlebt. Der seelische/ geistige Zustand ist jedoch ein anderer, denn er ist nach dem Unglück doch merklich verändert und wie besessen macht er sich auf die Suche nach dem Mann, den er bei diesem Unglück kennengelernt hat, Drood, den mehr als nur ein mysteriöses Geheimnis umgibt.

Die Grundidee zu diesem Roman finde ich sensationell. Da haben wir zum einen das Zugunglück, das tatsächlich geschehen ist und welches Charles Dickens tatsächlich überlebt hat. Die seelische Belastung versucht er mit Hilfe  einiger seiner späteren Werke zu verarbeiten, was der Leser oft spüren kann. Schön auch die Idee, den Titelhelden aus Dickens letzten Werk zu einer der Hauptfiguren und wiederum Titelfigur zu machen, und zwar den mysteriösen Mr. Drood aus „Das Geheimnis des Edwin Drood“, welches der Autor jedoch nicht beenden konnte, da er während der Niederschrift verstarb. Ebenso mag ich die Idee, dass der Roman aus der Sicht von Wilkie Collins in der Ich-Form erzählt wird, auch wenn ich die Ich-Form in der Regel nicht so mag. Aber es passt hier einfach zu gut, da Wilkie Collins ein enger Freund von Dickens war und mit ihm sogar gemeinsame Werke geschrieben hat. Da Collins jedoch nicht aus dem Schatten des großen Dickens heraustreten konnte – auch nach Dickens Tod nicht – ist der Neid und das mitunter sehr angespannte Verhältnis zwischen den beiden Autoren über die Ich-Form sehr gut nachvollziehbar.

Dass der Roman zudem noch in London spielt, teilweise sogar in einem mysteriösen London und in dessen Unterwelt, konnte mich zwischenzeitlich auch in die totale Euphorie versetzen denn ich mag die Stadt und all bekannten Mythen wie auch neuere Mythen aus Romanen sehr. London scheint sich da geradezu anzubieten. Gerade auch der Anfang war sehr vielversprechend. Der Stil ist sehr bilderreich, Drood äußerst unheimlich und überhaupt die ganze Stimmung eher düster und mysteriös. Das passte perfekt in einen kalten ungemütlichen Dezember. Das Kopfkino hat zu Beginn wunderbar funktioniert, die Figuren – allem voran Drood – standen quasi live und in Farbe vor mir und ich war äußerst gespannt, wieviel von dem Roman bzgl. des Lebens der beiden Autoren letztlich fiktiv oder eben real war.

Allerdings habe ich auch schnell nachempfinden können, was so manche Rezension kritisiert hat: unendlich lange Ausschweifungen zu Dickens‘ oder Collins‘ Werken, die zwar zu der egozentrischen Darstellung der Autoren passen, die aber den Lesespaß und Lesefluss unheimlich bremsen und mit der eigentliche Geschichten um Drood in keinerlei Zusammenhang zu stehen scheinen. Diese Ausschweifungen komplett wegzulassen wäre jedoch auch nicht der richtige Weg gewesen, denn die Werke gehören zu den Autoren wie auch das Zugunglück zu Dickens gehört. Aber mir waren sie viel zu lang. Außerdem erzählt Wilkie Collins die ganze Geschichte in einer etwas altertümlich anmutenden Sprache, was zwar wiederum zu der Zeit passt, aber anstrengend zu lesen ist. Vielleicht sind diese Ausschweifungen zu den Werken interessanter, wenn man diese Werke auch kennt, was für mich jedoch nicht zutrifft, denn ich kenne ja noch nicht mal die Werke – bis auf wenige Ausnahmen – von Charles Dickens so richtig, ganz zu schweigen von den Werken von Wilkie Collins. Ich hatte da z.B. eine Randfigur entdeckt, die evtl. aus seinem Werke von Collins hätte stammen können, aber wenn man diese Werke eben nicht kennt, dann versteht man auch nur den kleinsten Teil von möglichen Anmerkungen auf diese Werke. Ein Austausch zu dem Buch mit anderen Lesern z.B. über eine Leserunde hätte da bestimmt einiges gebracht. Ich kam mir zwischenzeitlich vor wie bei der Lektüre von „Lycidas“ von Christoph Marzi ,der mich auf „Das verlorene Paradies“ ebenso neugierig gemacht hat, wie Dan Simmons jetzt auf „Der Monddiamant“ von Wilkie Collins, aber vermutlich hätte ich auch hier wieder nur lesetechnische Probleme mit den Klassikern und deren Sprache.

Trotz der genannten Kritikpunkte gibt es auch einige Passagen, wo mich das Buch so richtig begeistern konnte, wobei dies hauptsächliche die Passagen rund um Mr. Drood waren oder solche Passagen, wo es generell etwas mysteriöser wurde. Da konnte ich das Buch teilweise gar nicht aus der Hand legen.

Neben dem geheimnisvollen Mr. Drood hat mir die Charakterisierung der Figuren generell ziemlich gut gefallen, auch wenn ich zu keiner der Figuren einen Bezug habe finden können, denn es ist schon mal was anderes, wenn die Hauptfiguren nicht die supersympathischen Gut-Menschen sind. Bei Dickens habe ich mir das auch gut gefallen lassen können, bei Collins finde ich die unsympathische Seite aber schon zu extrem. Ich muss Hauptfiguren nicht zwingend mögen um das Buch zu mögen, aber sie müssen ein gewisses Etwas haben und das hat Collins nicht, der ist einfach nur unsympathisch und hat mir das Buch dadurch teilweise madig gemacht.  Wobei ich ihn grundsätzlich einen interessanten Charakter finde, über den ich auch gerne noch mehr erfahren hätte, aber es sind gerade im Bezug auf seine persönliche und familiäre Situation doch noch einige Fragen offen geblieben, die ich auch im Internet nicht haben recherchieren können. Hier finde ich es schade, dass es kein Nachwort des Autors zu Wahrheit und Fiktion gibt, das hätte mich sehr interessiert.

Es ist grundsätzlich sehr schade, dass das Buch neben wenigen Höhepunkten so viele langatmige Tiefpunkte hat, denn das Buch hat in meinen Augen wesentlich mehr Potential zu bieten, als der Autor daraus geschöpft hat, denn er kann erzählen und hat eine tolle Grundidee. Mit mehr Konzentration auf die Geschichte um Drood und weniger ausschweifendes Gelaber um die Werke von Collins und Dickens hätte es ein richtig gutes Buch werden können.  Ich bereue es letztlich nicht, das Buch gelesen zu haben, denn ich war schon sehr neugierig darauf, aber ich muss nach dieser Erfahrung jetzt auch nicht zwingend ein weiteres Buch des Autors lesen, denn die Kritiken sind da nicht wesentlich besser.

Note: 3

Finn, Thomas: Der silberne Traum

Prequel zu „Die Chroniken der Nebelkriege“

Verlag: Ravensburger
erschienen:
2013
Seiten:
445
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3473400882

Klappentext:

Die böse Nebelkönigin Morgoya trachtet nach der Weltherrschaft und ausgerechnet eine Elfe stellt sich ihr in den Weg: Fi. Sie will ihr Volk befreien und hat einen mächtigen Verbündeten: Nikk, den König des Meervolks!

Rezension:

Nachdem ich bereits vor einigen Jahren mit Begeisterung den Zeitreise-Roman „Der Funke des Chronos“ gelesen habe, ist nun „Der silberne Traum“ der zweite Roman von Thomas Finn für mich. Um seine Fantasy-Serie „Die Chroniken der Nebelkriege“ schleiche ich schon seit geraumer Zeit herum und als sich mir jetzt die Möglichkeit bot, das (später erschienene) Prequel zu dieser Serie zu lesen, habe ich zugeschlagen und bin schnell in das Buch und seine Geschichte eingetaucht.

Hauptfigur in „Der silberne Traum“ ist die Elfe Fi aus Albion, die nach einer langen Ohnmacht auf dem Schiff des Klabauterkapitäns Koggs Windjammer mitten im Nordmeer erwacht. Sie kann sich weder daran erinnern, wann noch warum oder wie sie auf das Schiff gelangt ist, die wenigen Erinnerungsfetzen, die ihr jedoch geblieben sind, sagen ihr jedoch, dass sie den Kampf gegen das Böse aufnehmen muss. „Das Böse“ ist die Nebelkönigin Morgoya, die die Heimat des Elfenvolks zerstört und seine Bewohner versklavt hat. In der Möwe Kriwa, dem Klabauterkapitän Koggs und Nikk, dem Sohn des Meerkönigs, findet sie starke Verbündete und Freunde im Kampf gegen die Nebelkönigin und ihre Schattenkreaturen.

Der Erzählstil des Autors ist sehr bildreich und farbenfroh und dadurch leicht und flüssig zu lesen. Allein die Namen der Figuren (Fiadora, Koggs Windjammer oder auch Morgoya oder Kriwa) sind so klangvoll und passend, dass die Figuren sofort vor dem geistigen Auge zu leben beginnen, was das Eintauchen in die Geschichte, ihre Welt und das Geschehen schnell ermöglicht. Gerade wenn ich auf dem Geisterschiff von Koggs Windjammer bin oder mit Nikk und Fi zusammen das Unterwasserreich von Nikks Vater besuche, komme ich mir vor wie in einem Märchen, aus dem man gar nicht auftauchen will. Mag sein, dass die es die Idee des Geisterschiffs mit der untoten Crew schon öfter gab (gerade wenn man die Filme um Captain Jack Sparrow – Fluch der Karibik kennt), aber schön gemacht und verzaubernd ist die Geschichte allemal.

Generell mag ich in diesem Roman die prallgefüllte Fantasywelt mit so vielen wunderbaren Fantasygeschöpften (Feen, Hexen, Elfen, Sirenen, Gargylen, Klabautermännern, Nympfen und Meermännern). Ich liebe solche mystischen Wesen und wenn sie dann noch leicht verschroben sind, wie die Gargyle Dystariel, umso mehr. Alles in allem, finde ich jedoch, dass es fast zu viele Figuren sind, manche können ihr Potential gar nicht richtig entfalten. Außerdem habe ich mehr als einmal den Überblick verloren, so dass ich mir ein Personenregister gewünscht hätte und auch gerne eine Landkarte, aber solche Extras wünsche ich mich ja sowieso immer. Wenn ich mir anschaue, dass die Zielgruppe für das Buch Kinder und Jugendliche sind, finde ich schon, dass es vielleicht schlauer gewesen wäre, wenn der Autor sich auf etwas weniger Figuren konzentriert hätte. Ich persönlich hätte mir auf alle Fälle mehr Tiefgang für die Figuren gewünscht. Die meisten der Figuren sind mir wirklich zu sehr schwarz-weiß gehalten. Im Prinzip kann man die ganzen Figuren in zwei Kategorien einteilen: diejenigen, die gegen die Nebelkönigin kämpfen und diejenigen, die sie unterstützen.

Das ist ein Punkt, an dem man deutlich merkt, dass es für Kinder und Jugendliche geschrieben worden ist. Das Buch sehr schnelllebig und actionreich, hat dafür weniger Tiefgang und manche Probleme lassen sich von unseren Helden auch zu leicht lösen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es so kindertauglich ist, die vielen alten Geschichten aus längst vergangener Zeit und Andeutungen über die früheren Drachenkriege und Schattenkriege immer wieder einzuwerfen. Zumindest bei mir hat sich da der Wunsch aufgetan, dass ich auch gerne Bücher von Thomas Finn zu diesen Begebenheiten lesen würde und das dann bitte möglichst in der chronologischen Reihenfolge. Ich musste mich und meinen Kopf da teilweise schon sehr sortieren um noch durchzublicken.

Trotz der erwähnten Kritikpunkte hat mich das Buch verzaubern können, denn es gibt  viele zauberhafte Momente, in denen man sich sehr wohlfühlt, z.B. die Lichtung mit den Statuen von Avalaion und Poseleion oder der Anblick der Blütenfeen, der einen zum Lächeln bringen kann. Und wenn die Aussicht auf ein erfolgreiches Ende für die Helden in weite Ferne rückt, dann schafft es Koggs Windjammer immer wieder, einen mit seinen Flüchen und Sprüchen zum Lachen zu bringen. Und manche Geheimnisse sind noch nicht gelüftet, zumindest dann nicht, wenn man die eigentlichen Bücher der Trilogie um „Die Chroniken der Nebelkriege“ noch nicht kennt. Gerade Fis Verbindung zu Gilraen, der ihr immer wieder in ihren Träumen erscheint finde ich spannend und macht mich neugierig auf die anderen Bücher.

„Der silberne Traum“ ist wirklich ein sehr schönes Buch, das den Leser wunderbar in eine andere Welt entführen und verzaubern kann. Ich hatte zwar so meine Kritikpunkte, aber alles in allem habe ich das Lesen sehr genossen. Ich habe mich zwischendurch immer wieder gefragt, ob ich mir nicht zu viele Gedanken zu der Geschichte mache und ob ich es nicht einfach nur genießen sollte. Ich bin am überlegen, ob ich das Buch meinem Neffe mal gebe, der altersmäßig der Zielgruppe schon recht nahe kommt – er ist etwas jünger. Mich würde wirklich interessieren, wie er es findet.

Note: 2

Corzilius, Thilo: Ravinia

Verlag: Piper
erschienen:
2011
Seiten:
400
Ausgabe:
großformatiges TB
ISBN:
3492267610

Klappentext:

Was wäre, wenn dich ein einziger Schlüssel überallhin bringen könnte? An ihrem sechzehnten Geburtstag erhält Lara einen Schlüssel, der sie in die Victoria Street in Edinburgh führt – egal, durch welche Tür sie tritt. Bald merkt das junge Mädchen, dass der Schlüssel auch das Tor in eine andere Welt öffnet: In der Stadt Ravinia, in der magisch talentierte Wesen ebenso wie Traumtänzer zu Hause sind, lernt Lara ihre Vergangenheit kennen und erfährt dabei von einer mysteriösen Verschwörung. Sie selbst muss über das Schicksal Ravinias entscheiden. Gemeinsam mit Tom Truska, dem geheimnisvollen Schlüsselmachergesellen, und dem Amerikaner Lee versucht Lara Ravinia zu retten.

Rezension:

Wow! Was für ein Einstieg. Von Anfang an hat mich „Ravinia“, der erste Roman von Thilo Corzilius, total fasziniert. Eine wunderbare Großvater-Enkelin-Beziehung mit einem hungrig-machenden traditionellen schottischen Frühstück und dann folgt auch schon schnell der erste Schauer, der mir über den Rücken lief. Ein Einstieg nach Maß! Der allerdings von Nachteil sein kann, wenn das Buch im weiteren Verlauf nicht mehr ganz die Erwartungen nach diesem wunderbaren Beginn erfüllen kann – was bei mir leider der Fall war.

„Ravinia“ erzählt die Geschichte von Lara McLane, die nach dem Unfalltod ihrer Großmutter und Eltern bei ihrem Großvater Henry in Edinburgh aufwächst. Zu ihrem 16. Geburtstag schenkt ihr der Großvater einen Schlüssel, der ihr die Tür zu einer völlig neuen Welt öffnet: den Schlüsselmacherladen von Baltasar Quibbes und seinem Gesellen Tom. Schnell gerät sie in den Strudel der Geheimnisse um die mysteriöse Stadt Ravinia, die man auf einer Landkarte der bekannten Welt vergeblich sucht.

Die Idee von besonderen Schlüsseln, die einen an einen völlig anderen Ort bringen, zu dem die Tür, die aufgeschlossen wird, eigentlich gar nicht hinführen kann, ist wunderbar! Generell wartet Thilo Corzilius mit einigen tollen Ideen, Figuren und Szenen auf und das alles in einer wunderbaren Sprache und wunderbaren, nahezu magischen Sätzen, die mich immer wieder zum Strahlen gebracht haben. Auch die Aufmachung des Buches finde ich großartig und sehr liebevoll und schön gestaltet mit den Raben zwischen den einzelnen Absätzen und den Schattentürmen jeweils am Kapitelanfang.

Doch trotz dieser positiven Punkte leidet das Buch in meinen Augen an seiner Kürze. Ja, es gibt wunderbar spannende Figuren, aber viele davon kommen eindeutig zu kurz. Für mich war es teilweise an Figuren etwas überfrachtet, und dadurch waren sie nicht intensiv genug dargestellt, so dass sich mir der Sinn und Zweck einzelner Figuren nicht gezeigt hat. Relativ wenig bedeutende Charaktere wie Mama Zamora oder Berrie oder das Efeumädchen und den alten Mann (Alister Sullivan) im Park, wären da einige Beispiele für mich. Aber wenn ich mich schon beim Bösewicht des Buches fragen muss, was er eigentlich so schlimmes getan hat, wenn mir das schon nicht klar genug rüberkommt und der Autor in unserer Leserunde selbst sagt, dass Winter etwas zu kurz gekommen sei, dann ist das schon ein deutlicher Kritikpunkt für mich. Auch über Tom hätte ich gerne deutlich mehr erfahren und das wurmt mich doch ziemlich. Auch bin ich der Meinung, dass viele meiner Fragen im Buch nicht beantwortet werden. Gut vielleicht habe ich auch wiedermal zu viel in einzelne Szenen oder Sätze hineininterpretiert, aber schade finde ich das schon. Ich glaube, dass Thilo Corzilius in diesem Buch viel mehr versteckt hat, als ich herausgelesen habe, nur er als Autor hat den Vorteil, dass er alles – auch alles Ungeschriebene – weiß und da bin ich als Leser klar im Nachteil.

Dennoch gab es für mich Szenen und Figuren, die für mich vieles wieder wett gemacht haben, zum Beispiel die Tagebucheinträge von Laras Mutter oder die Szene mit Ma’Haraz und Wolf in Wien. Das war Gänsehaut pur und zeigt mir ganz deutlich, dass der Autor viel wunderbares Potential zum Geschichtenerzählen hat…und das dann gepaart mit dieser wunderbaren Sprache…nur wie gesagt, ein wenig mehr Ausführlichkeit und Intensität hätte dem Buch, der Geschichte und den Figuren in meinen Augen gut getan!

Was ich dem Autor sehr sehr hoch anrechne, ist der total unrosarot-kitschige Schluss. Hier ist nicht einfach mal alles Friede, Freude, Eierkuchen und es gibt keine Liebesgeschichte (die zu Lara in dieser aktuellen Situation auch nicht gepasst hätte), auch wenn ich die persönlich im Hinterkopf hatte. Aber umso besser, dass Thilo Corzilius darauf verzichtet hat.

Note: 2